Heike Schokatz will den Sprung neckaraufwärts ins Esslinger Rathaus schaffen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Ihre Kandidatur für den Bürgermeisterposten in Esslingen wollte die Gundelsheimer Bürgermeisterin Heike Schokatz bis nach der Kommunalwahl geheim halten. Doch das ist gründlich schief gegangen. Die „Heilbronner Stimme“ hatte am Donnerstag erfahren, dass sich die 46-Jährige beim Esslinger Rathaus bewirbt. Noch einen Tag vorher, so schreibt das Blatt, habe Heike Schokatz das dementiert.

 

Inzwischen ist Heike Schokatz selbst an die Öffentlichkeit gegangen. Auf Nachfrage verweist sie auf ein Statement in der Internetplattform Facebook. Darin bestätigt sie den Bericht der „Heilbronner Stimme“  und schreibt: „Die CDU-Fraktion des Esslinger Gemeinderats würde mich gerne als Bürgermeisterin für Ordnungs-, Sozial-, Kultur- und Schulwesen vorschlagen.“ Zugleich macht Schokatz klar, dass sie immer noch Bürgermeisterin in Gundelsheim ist und deswegen auch auf der Liste der CDU im Wahlkreis Bad Friedrichshall für den Heilbronner Kreistag kandidiert habe.

Die CDU-Fraktion hält Heike Schokatz für eine „kompetente, engagierte und zielorientierte Bewerberin.“ Das Bekanntwerden dieser Entscheidung kommentiert der Fraktionssprecher Jörn Lingnau so: „Dieser Vertrauensmissbrauch wird der Stadt und der Zuverlässigkeit der Politik vor Ort schaden; ich habe größten Respekt vor ihrer Entscheidung, nicht mit der Personalie in die Öffentlichkeit zu gehen.“

Die drei stärksten Fraktionen schlagen vor

Dass die CDU in Sachen Ordnungsbürgermeister federführend ist, liegt an den Gepflogenheiten der Esslinger Stadtpolitik. Seit Urzeiten ist es in Esslingen der Brauch, dass die drei Bürgermeister, die dem Oberbürgermeister zur Seite stehen, von den jeweils drei stärksten Fraktionen im Gemeinderat vorgeschlagen werden.

Seit Urzeiten ist es auch der Brauch, dass die Kandidaten von den jeweiligen anderen Fraktionen gebilligt werden, vorausgesetzt natürlich, sie erfüllen die Voraussetzungen. Das sehen die Freien Wähler absolut als gegeben an: „Heike Schokatz ist eine gute und wählbare Kandidatin“, die alle fachlichen Voraussetzungen für das Amt mitbringe, sagt Annette Silberhorn-Hemminger, die Sprecherein der Freien Wähler.

Carmen Tittel, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Esslinger Gemeinderat, findet, dass Heike Schokatz „eine faire Chance“ verdient hat. „Wann sie ihre Bewerbung bekannt gibt, das entscheidet die Kandidatin selbst“, kommentiert die Grünen-Politikerin.

„Seltsames Verhältnis zur Wahrheit“

Scharfe Töne kommen von der SPD: „Das, was die ,Heilbronner Stimme‘ in Sachen Heike Schokatz berichtet, lässt einen in doppelter Hinsicht den Kopf schütteln: Zum einen nimmt sich die Bürgermeisterin von Gundelsheim mit ihrem seltsamen Verhältnis zur Wahrheit quasi selbst aus dem Rennen um einen Dezernentenposten in Esslingen, zum andern ist das Vorgehen der hiesigen CDU höchst unprofessionell und menschlich zweifelhaft“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Andreas Koch in einer Mitteilung.

Dass Heike Schokatz dem Amt fachlich gewachsen ist, bestreitet niemand. Sie ist im hohenlohischen Öhringen aufgewachsen, durchlief eine Verwaltungslaufbahn und wurde im Jahr 2007 zur Bürgermeisterin von Gundelsheim gewählt, als jüngste Bürgermeisterin von Baden-Württemberg übrigens. Die 46-Jährige tritt zwar mit der CDU an, ist aber selbst parteilos. Ursprünglich wollte sie ihre Kandidatur am kommenden Dienstag bekannt geben, die Wahl im Gemeinderat ist am 22. Juni. Würde sie gewählt, dann träte sie die Nachfolge von Markus Raab an, der im August in den Ruhestand geht.