Der Arbeitgeberverband gibt der IG Metall die Schuld, dass sechs Betriebe ausgetreten sind.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen/Göppingen - Der Arbeitgeberverband Südwestmetall schlägt Alarm: Sechs der rund 90 Betriebe im Bezirk Neckar-Fils seien aus dem Verband ausgetreten, der die Kreise Göppingen und Esslingen umfasst. Der Grund: die Tarifforderungen der IG Metall, vor allem die Forderungen nach Ausgleichszahlungen bei Teilzeitwünschen. Doch die Metaller halten dagegen. Ihnen sei nur ein Fall bekannt, sagt Gerhard Wick, der erste Bevollmächtigte der Esslinger Metaller, und diese Firma sei wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht mehr im Verband.

 

Auch im Kreis Göppingen kennen die Metaller keinen Betrieb, der den Arbeitgeberverband verlassen hat, sagt Martin Purschke, vom Bezirk Göppingen-Geislingen. Und der eine Betrieb in Esslingen? „Da glaubte die Geschäftsleitung, sie könne das Weihnachtsgeld sparen, wenn sie nicht mehr im Tarifverbund sei“, berichtet Wick, aber das sei ein Trugschluss gewesen, denn der Vertrag gelte ja weiterhin noch.

Beide Seiten sind sich jedoch in einem einig. Es sei besser, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Verbänden organisiert seien, damit die Tarifauseinandersetzungen geordnet abliefen. Deswegen rügt Rüdiger Denkers, der Geschäftsführer von Südwestmetall Neckar-Fils, die Gewerkschaft. Sie solle keine Forderungen erheben, die Südwest-Metall-Betriebe aus der Organisation trieben.

Beiden Seiten ist auch klar, dass Betriebe, die einen Tarifvertrag akzeptierten, den Arbeitnehmern bessere Bedingungen bieten. In Zeiten wie diesen, in denen der Arbeitsmarkt leer gefegt ist, natürlich ein klarer Vorteil, zumindest, wenn man gutes Fachpersonal braucht.

Die Diskussion in Esslingen ist flankierend zu den Tarifverhandlungen im Südwesten zu sehen. Der große Streitpunkt ist die Forderung der Metaller nach flexibleren Arbeitszeitmodellen. Die Metaller kämpfen für eine 28-Stunden-Teilzeitwoche mit Rückkehrrecht und einem Lohnausgleich, der auf maximal zwei Jahre befristet werde.

Stabile Auftragslage

Martin Peters ist nicht nur Geschäftsführer des Autozulieferers Eberspächer, bekannt für Klima- und Abgasanlagen, sondern auch Vorsitzender von Südwestmetall Neckar-Fils. Die Geschäfte gehen gut, die wesentlichen Voraussetzungen für eine gute Konjunktur seien gegeben sagt Peters. Ein niedriger Ölpreis, kein zu starker Euro und eine stabile Auftragslage. Doch die Forderung der IG Metall findet er trotz der guten Konjunktur unverhältnismäßig. In einem Betrieb von der Größe Eberspächers könne man flexible Arbeitszeitmodelle organisatorisch vielleicht noch umsetzen. Aber bei einer kleinen Firma mit fünf bis zehn Mann Belegschaft eben nicht.

Weil vor allem Frauen in Teilzeit gingen, wittert Rüdiger Denkers zudem eine Benachteiligung von Frauen. Zudem hält Südwestmetall die Forderung für rechtswidrig. Auch fordern die Metaller mehr Geld. Den sechs Prozent mehr Gehalt steht ein Angebot von zwei Prozent gegenüber.

Die Metaller argumentieren aus Familiensicht

Die Metaller argumentieren aus Familiensicht: Menschen, die Angehörige pflegten, oder Eltern mit kleinen Kindern bräuchten nun mal Teilzeit. Nach dem bisherigen Gesetz können sie aus der Teilzeit nicht mehr automatisch zurückkehren. Außerdem entstehe durch die Teilzeit eine finanzielle Einbuße. Geld das man gerade dann brauche, wenn es gelte, Angehörige zu pflegen oder Kinder zu versorgen.

Martin Purschke aus Göppingen gibt sich kämpferisch. Schon bei der ersten Kundgebung Mitte Dezember in Ludwigsburg waren 5000 Leute gekommen. „Nach Silvester werden wir ein paar Raketen abfeuern“, sagt der Gewerkschafter in Bezug auf künftige Warnstreiks.