Am 18. März wird das Haus im Esslinger Heppächer 3 offiziell eingeweiht.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das Haus soll nicht nur für alle Strömungen des jüdischen Glaubens offen sein, sondern auch den Esslinger Bürgern den Zugang zum jüdischen Leben ermöglichen.“ Barbara Straub, die Vorstandssprecherin der in Stuttgart beheimateten Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), hat am Donnerstag mit ihren beiden Vorstandskollegen Susanne Jakubowski und Michael Kashi sowie dem Esslinger Rabbiner Yehuda Pushkin die Esslinger Synagoge vorgestellt. Am 18. März wird das neue Gemeindezentrum im Heppächer 3 feierlich eingeweiht.

 

Dann beginnt eine dreijährige Probephase, in der die IRGW herausfinden will, ob die rund 300 Bürger jüdischen Glaubens, die in der Umgebung von Esslingen wohnen, das neue jüdische Gemeindezentrum annehmen. Gleichzeitig soll die Zeit dazu genutzt werden, die neue Synagoge im Bewusstsein der Esslinger Bürger zu verankern und Sponsoren zu suchen, die bereit sind, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen in dem denkmalgeschützten historischen Haus zu unterstützen. Der Ehrenvorsitzende der IRGW, Meinrad Tenné, schlägt vor, Esslinger Bürger und Unternehmen könnten für diesen Zweck einen Förderverein Synagoge gründen.

Von 1819 bis 1938 Synagoge

Für Barbara Traub ist klar, dass die IRGW das Haus nicht ausschließlich als Versammlungsraum für Gottesdienste nutzen will. Das ehemalige Zunfthaus der Tuchmacher und Schneider, das von 1819 bis 1938 schon einmal Synagoge war, soll für die Esslinger Gemeindemitgliedern als so genanntes Lernhaus zur Anlaufstelle werden. „Im jüdischen Leben spielt die Kultur, aber auch das Essen eine ganz große Rolle“, sagt Barbara Traub. Viele Gemeindemitglieder verständen sich heute eher im kulturellen als im religiösen Sinne als Juden. Dem werde man mit dem Veranstaltungsangebot Rechnung tragen.

Zunächst werden die Gottesdienste im großen Erdgeschossraum stattfinden. Im Obergeschoss soll der Religionsunterricht für Schüler angeboten werden. Dort kann es auch Ausstellungen oder Vorträge geben. Auch den Garten will Barbara Traub ins Gemeinschaftsleben integrieren. Dort soll im Herbst unter anderem das jüdische Laubhüttenfest gefeiert werden. Traub: „Das ist eine gute Gelegenheit, auch einmal Freunden, Gästen und Bürgern der Stadt unser neues Haus zu zeigen.“

„Guter Neuanfang jüdischen Lebens“

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger betonte noch einmal, die hohe Symbolkraft, die von der Wiedereröffnung der Esslinger Synagoge an ihrer alten Stelle ausgehe. Zieger: „Wir wissen, dass Geschichte mit einem solchen Schritt nicht geheilt werden kann. Aber die Art und Weise, wie der Gemeinderat sehr schnell und sehr einvernehmlich den Weg zur Übergabe des Hauses an die IRGW freigemacht hat, ist gut für den Neuanfang des jüdischen Lebens in unserer Stadt.“

Keine grundsätzlichen Probleme sieht Jürgen Zieger, wenn die IRGW nach drei Jahren den Wunsch äußern sollte, das bis 1938 als Synagoge genutzte erste Obergeschoss wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, um dort die Gottesdienste abhalten zu können. Zwar müsse das in Absprache mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden geschehen. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass es dabei größere Probleme geben könnte. Zieger: „Schließlich wissen wir alle um die Geschichte des Hauses.“