Mit einer Aktion am Ostermontag wollten die örtlichen Radverbände den Komfort eines Radschnellweges erlebbar machen: Einen Tag lang konnte ein Abschnitt der Zeppelinstraße als Radweg genutzt werden.

Esslingen - Ein Stück Straße für den Radverkehr: Die örtlichen Radverbände ADFC und VCD haben am Ostermontag einen etwa 400 Meter langen Abschnitt der Zeppelinstraße in Oberesslingen als temporären Radweg absperren lassen. Mit der Aktion wollten sie zeigen, wie der vom Land geplante Radschnellweg auf der nördlichen Neckarseite geführt werden könnte, ohne dass hunderte Bäume gefällt werden müssen. Zudem wollten sie Radlern die Gelegenheit bieten, den Komfort eines solchen Radschnellweges zu erleben.

 

Von der Kreuzung mit der Röntgenstraße bis zum Ende der Bebauung in Richtung Entennest war die Zeppelinstraße am Ostermontag extra für den Radverkehr abgesperrt. Laut Joachim Schleicher vom Esslinger ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) haben einige hundert Radler die Chance genutzt und sind die temporäre Fahrradstrecke entlang gefahren. Groß sei der Andrang angesichts des eher mittelmäßigen Wetters zwar nicht gewesen. Doch Schleicher schätzt, dass über den Tag verteilt etwa 300 bis 400 Leute vorbeigekommen sind – viele von ihnen hätten das Gespräch mit den Vertretern der Radverbände gesucht. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen: „Von denen, die da waren, haben wir sehr viel ermutigende Rückmeldungen bekommen“, berichtet Joachim Schleicher.

Anlass für Aktion war Vorschlag der Stadt

Anlass für die Aktion war eine Sitzung des städtischen Mobilitätsausschusses Mitte März, in der die Stadt ihre neue Idee präsentierte, den Radschnellweg über den Alicensteg und dann am Südufer des Neckar entlang zu führen. Unter anderem argumentierte die Stadtverwaltung, dass für die vom Land favorisierte Trasse am Nordufer rund 400 Bäume gefällt werden müssten. „Wir wollen zeigen, dass die Zahl der Stadt von 400 zu fällenden Bäumen für den Radschnellweg aus der Luft gegriffen ist“, sagt Schleicher. Die von ADFC und VCD vorgeschlagene Route – ein durch Grünstreifen von Fußweg sowie Fahrbahn abgetrennter Radweg entlang der Zeppelinstraße, für den die Fahrbahn etwas verengt werden müsste – komme fast ohne Eingriff in den Baumbestand aus. Lediglich einige junge Bäume müssten verpflanzt werden.

Der neue Vorschlag der Stadt hingegen sei aus Sicht der Radverbände „sehr dubios“, so Schleicher. Die Stadt Esslingen verzögere damit die weiteren Schritte hin zum Radschnellweg, heißt es in einer Mitteilung der Radverbände. Auch deshalb habe man die sogenannte Pop-Up-Fahrradstrecke am Ostermontag initiiert: „Wir wollen zeigen, dass es auch kurzfristig möglich ist, die Pläne erlebbar zu machen“, betont Schleicher. Man könne sich weitere Aktionen dieser Art vorstellen.

Weitere Missstände beim Radverkehr

Mit der temporären Radstrecke wollten ADFC und VCD (Verkehrsclub Deutschland) zudem auf weitere Missstände beim Radverkehr in Esslingen aufmerksam machen – etwa auf die bei Radlern ungeliebte „Schiebestrecke“ am Neckarufer beim Bahnhof oder auf die Engstellen beim Freibad, wo sich Radler und Fußgänger immer wieder in die Quere kommen. Diese Engstelle könne durch ein separates Angebot für den Radverkehr entzerrt werden, sagt Petra Schulz, Vorsitzende des VCD Esslingen. „Wenn Radfahrerinnen und Radfahrer eine eigene Trasse bekommen, profitiert vor allem der Fußgänger verkehr”, ist Petra Schulz überzeugt. Auch hier schlage man eine Trasse für den Radschnellweg vor, die ohne neue Flächenversiegelungen möglich wäre.

Schon im vergangenen Jahr hatten die örtlichen Radverbände einen Tag lang mit einer temporären Radspur auf der Kiesstraße auf neue Möglichkeiten für den Radverkehr in der Stadt aufmerksam gemacht. Mit Erfolg: Hier wird bald eine sogenannte Umweltspur für Radler und Busse eingerichtet – zunächst allerdings nur probeweise für ein Jahr.

Digitaler Info-Abend

Bei einem digitalen Infoabend am 14. April um 19 Uhr laden ADFC und VCD zum Austausch ein und beantworten Fragen zu ihren Vorschlägen.