Die Streichung der verbindlichen Grundschulempfehlung hat in Esslingen teils drastische Konsequenzen. Wer im Gymnasium scheitert, muss wegen fehlender Realschulplätze in die Werkrealschule.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Als vor kurzem die amtliche Schülerstatistik für Esslingen im Ausschuss für Bildung, Erziehung und Soziales vorgestellt wurde, haben die Zahlen kaum noch jemanden überrascht. Denn schon seit Monaten ist klar, dass der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung auch für die Esslinger Schulen dramatische Folgen hat. Bestenfalls die Hälfte aller Eltern, für deren Kinder die Lehrer eine nun unverbindliche Werkrealschulempfehlung aussprechen, halten sich daran. Nicht selten kommt es vor, das solche Kinder auch auf einem Gymnasium landen. Zu Beginn des Schuljahrs haben lediglich 54 Fünftklässler an einer der drei Esslinger Werkrealschulen angefangen.

 

Noch keine konkrete Zahlen für Rückläufer

Schon jetzt, so ist von den Gymnasien zu hören, zeichnet sich ab, dass etliche der Fünftklässler, deren Eltern sich über die Empfehlung hinweggesetzt haben, massive Probleme haben, den Anschluss zu halten. „Da gibt es schon jetzt intensiven Beratungsbedarf“, sagt Bernd Berroth, der Leiter des Amts für Bildung und Betreuung. Allerdings sei es noch zu früh, um gerade bei den Fünfklässlern konkrete Zahlen für Rückläufer zu ermitteln, also solchen Kindern, die wieder auf die Realschule wechseln wollen. Erschwerend käme hinzu, dass gerade in solchen Fällen die Einsicht der Eltern gefragt sei. Und die sei bei Erziehungsberechtigten, die sich drastisch über die Empfehlungen hinweg gesetzt hätten, leider wenig ausgeprägt.

Berroth bestätigt Angaben der geschäftsführenden Schulleiterin der Grund-, Werkreal- und Realschulen, Christel Binder. Sie hat im Sozialausschuss erklärt, momentan seien auch die Realschulen derart überfüllt, dass nicht alle Gymnasiasten, die in diesem Schuljahr auf eine der drei Esslingen Realschule wechseln wollten, dort auch einen Platz bekommen könnten. Einige der Schüler habe man an die Werkrealschulen mit dem Hinweis verweisen müssen, dass man auch dort einen mittleren Bildungsabschluss machen könne. Andere, fügt Bernd Berroth hinzu, seien auf Realschulen in anderen Kommunen gewechselt. Das betreffe aber eher Schüler der Klassen acht und neun.

Weichen für die Zukunft

An diesem Freitag und Samstag trifft sich erneut der Arbeitskreis Schulentwicklungsplanung, um über die weitere Entwicklung der Schullandschaft in Esslingen zu beraten. Eigentlich hätte bereits zum kommenden Schuljahr das Zwei-Säulen-Modell mit Gemeinschaftsschulen und Gymnasien in Esslingen eingeführt werden sollen. Doch davon ist die Stadt wegen der erheblichen Widerstände vor allem der Realschulen, aber auch aus der Elternschaft, im Moment weit entfernt. Dennoch hofft Bernd Berroth, dass das Expertengremium noch in diesem Jahr wichtige Weichen für die Zukunft stellt.