Das Stuttgarter Sozialunternehmen Neue Arbeit nimmt die Esslinger-Beschäftigungs-Initiative unter seine Fittiche. Damit sind die Zukunft und die Arbeitsplätze der unter wirtschaftlichen Druck geratenen Einrichtung gesichert.

Esslingen - Bei der Esslinger-Beschäftigungs-Initiative (EBI) kann aufgeatmet werden. Denn durch die Eingliederung in den Verbund des diakonischen Stuttgarter Sozialunternehmens Neue Arbeit ist die Zukunft laut einer gemeinsamen Pressemitteilung gesichert. Die zurzeit bestehenden 170 Arbeitsverhältnisse bleiben demnach erhalten. Die EBI, die benachteiligten und arbeitslosen Menschen Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, war eigenen Angaben zufolge durch „massive Kürzungen im Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung für Langzeitarbeitslose“ in den vergangenen Jahren zunehmend wirtschaftlich unter Druck geraten.

 

Drastische Kürzungen bei Hilfen für Langzeitarbeitslose

Unter anderem betreibt die EBI im Landkreis Esslingen die Radstation in Kirchheim, das Fahrradwerkstättle in Esslingen, den Elektro-Secondhandladen in Altbach sowie die EBI-Shops in Esslingen und Plochingen. Zudem bietet die Initiative Arbeitsleistungen im Bereich des Forstwesens und des Umweltschutzes an. Allerdings sei sie „nicht groß genug, um die drastischen Kürzungen und Einschränkungen bei den Hilfen für Langzeitarbeitslosen längerfristig zu überstehen“, erklärt der Geschäftsführer Ulrich Rabeneick. Doch mit der Übernahme durch die Neue Arbeit zum 1. September sei jetzt eine nachhaltige Lösung gefunden worden. Im Verbund des Stuttgarter Sozialunternehmens könne die EBI schwankende Förderbedingungen „besser bewältigen“ und mit größeren Erfolgsaussichten an Ausschreibungen teilnehmen, ist Rabeneick überzeugt.

Auch die Neue Arbeit profitiere von der Eingliederung der EBI, da sich die Engagements der Unternehmen auf den gleichen Ebenen bewegten. Beide betreiben gemeinnützige Radstationen, Recyclingprojekte, Gebrauchtwarenläden, Garten- und Landschaftsbau sowie vielfältige Ausbildungs- und Qualifizierungsprojekte. Zudem nehmen beide an Ausschreibungen teil und akquirieren Fördergelder. Deshalb sollen das Know-how und die geschäftlichen Kontakte der EBI und der Neuen Arbeit künftig zum Wohl beider Unternehmen gemeinsam genutzt werden.

Die Marke EBI bleibt bestehen

Keiner der zurzeit bei der EBI Beschäftigten müsse um seine Stelle bangen, stellt Marc Hentschke, der Geschäftsführer des Sozialunternehmens Neue Arbeit, klar. „Wer bei der EBI angestellt ist, behält seinen Arbeitsplatz.“ Auch für die Partner und Kunden sowie für die Einrichtungen des Hilfesystems im Landkreis Esslingen bleibe „in der operativen Zusammenarbeit alles beim Alten“, sagt Hentschke.

Demnach soll die Marke EBI bestehen bleiben, denn die Identifikation mit dieser „ist hoch“, heißt es in der Mitteilung weiter. Die gemeinwohlorientierten Hilfeangebote hätten in der Vergangenheit nur aufrechterhalten werden können, indem Politik, Verwaltung, Kirche und Zivilgesellschaft die EBI „stark unterstützt haben“.

Die Beschäftigungs-Initiative wurde 1996 gegründet

Geschichte
Die Wurzeln der Esslinger-Beschäftigungs-Initiative (EBI) reichen bis ins Jahr 1957 zurück. Damals gründeten engagierte evangelische Christen in einem Esslinger Stadtteil einen freien Jugendring, aus dem 1963 der Verein zur Hilfe straffällig gewordener Jugendlicher entstand. 1974 wurde er in Verein Jugendhilfe umbenannt, er gründete 1996 die EBI. Sie ist Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg.

Beschäftigte
Heute sind 170 Menschen in den EBI-Projekten beschäftigt. 13 davon sind jene Mitarbeiter, die die Beschäftigten anleiten, ihnen Hilfestellung geben und für professionelle Arbeitsabläufe sorgen.

Neue Arbeit
Das gemeinnützige Sozialunternehmen Neue Arbeit ist 1978 auf Initiative des Diakonischen Werks Württemberg und der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart gegründet worden. Eigenen Angaben zufolge war sie das erste und ist bis heute das größte diakonische Arbeitshilfeunternehmen in Deutschland. Dort arbeiteten im vergangenen Jahr rund 1400 Menschen in diversen Projekten. Die Neue Arbeit erwirtschaftet mit ihrer gewerblichen Tochter einen Ertrag von rund 60 Millionen Euro jährlich, darin enthalten sind aber etwa 9,8 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln.