Die CDU rettet zwei Mandate in den neuen Landtag und ist einigermaßen zufrieden. Nur der Nürtinger Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann hadert mit seiner Abwahl.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Natürlich freue ich mich. Aber ich empfinde auch viel Demut und hoffe, dass wir die richtigen Schlüsse aus dieser Wahl ziehen – und nicht so weitermachen wie bisher. Dieser Denkzettel wird mich persönlich lange begleiten“: Zwei Stunden hat Andreas Deuschle in der Nacht zum Montag geschlafen. Zuvor erlebte er ein Wechselbad der Gefühle. Am Wahlabend gegen 21 Uhr hielt der Esslinger Landtagsabgeordnete auf der CDU-Wahlparty im Esslinger Stall bereits seine Abschiedsrede. Rund eine Stunde später kam die Meldung, dass es doch noch gereicht haben könnte. Um 22.30 Uhr hatte Deuschle dann die Gewissheit, dass er mit Hilfe eines Zweitmandats weitere fünf Jahre im Landesparlament sitzen wird.

 

Das Minimalziel verfehlt

Dieses Minimalziel hat sein Parteifreund Thaddäus Kunzmann verfehlt. Der Nürtinger CDU-Kandidat scheidet nach nur einer Wahlperiode aus dem Landtag aus und hatte am Montag diese Tatsache offensichtlich noch nicht verkraftet. Die Bitte nach einem Interview schlug er aus. Zu sehr schmerze der Verlust des Mandats.Natürlich fühle er sich als Opfer des übermächtigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der in Nürtingen für die Grünen kandidiert und dort mit 34,9 Prozent ein überragendes Ergebnis erzielt hat. Gedanken darüber, ob er in fünf Jahren bei einer anderen Personal-Konstellation noch einmal für seine Partei antreten wolle, hat sich Thaddäus Kunzmann ebenfalls noch nicht gemacht. Zunächst muss er erst einmal eine neue berufliche Perspektive entwickeln. Denn vor seiner Zeit als Landtagsabgeordneter hatte der gelernte Industriekaufmann im Büro des Kirchheimer CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich gearbeitet.

Überschäumende Freude mag am Tag danach auch bei Karl Zimmermann nicht aufkommen, auch wenn der Scherbenhaufen für die CDU im Landkreis letztlich doch überschaubar geblieben ist. Auch Zimmermann hatte erst zu später Stunde erfahren, dass er dem Parlament weitere fünf Jahre angehören darf. Am Montag übte er heftige Kritik an der eigenen CDU-Wählerschaft: Während die Anhänger der Grünen beispielsweise ihrem Ministerpräsidenten geradezu blind folgten, sei ihm sogar übel genommen worden, dass er der Bundeskanzlerin bei deren Wahlkampfauftritt in Nürtingen die Hand geschüttelt habe. Einige CDU-Wähler hätten daraufhin ihre offiziellen Wahlbenachrichtigungen bei ihm abgegeben, um ihm zu zeigen, dass sie ihn jetzt nicht mehr wählen könnten.

Der Einsatz wird nicht belohnt

Überhaupt sei auffällig, dass ihm, Zimmermann, in vielen Gemeinden bis auf die Zehntelstelle genau jene Stimmen abhanden gekommen seien, die nun die AfD für sich verbucht habe. Sein persönlicher und aufopferungsvoller Einsatz für die Menschen im Wahlkreis sei überhaupt nicht gewürdigt worden. Das empfinde er als Schlag in die Magengegend. Dennoch wolle er jetzt noch einmal fünf Jahre intensiv in der Landespolitik mitmischen.

Klar ist für Zimmermann, dass er eine grün-schwarze Koalition konsequent ablehnen werde: „Es kann mich niemand zwingen, dafür zu stimmen“, sagt er und prophezeit Winfried Kretschmann, dass den Wahlsieger das gleiche Schicksal wie einst Heide Simonis in Schleswig-Holstein ereilen wird: Kretschmann werde sich auf der Oppositionsbank wiederfinden.

Auch Andreas Deuschle wünscht sich natürlich eine Beteiligung seiner Partei an der neuen Regierung. Allerdings appelliert er an alle Spitzenpolitiker, „in diesen schwierigen Zeiten nach Lösungen zu suchen, die möglichst schnell eine sinnvolle Regierungsarbeit ermöglichen“. Sonst werde man den radikalen Kräften im Land weitere Argumente an die Hand geben. Das müsse unbedingt vermieden werden.