Die großen Parteien in Esslingen haben ihre Kandidaten für die Kommunalwahl am 26. Mai benannt. Es gibt dabei einige Überraschungen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das Großereignis rückt näher. Am 26. Mai entscheiden die Bürger in Baden-Württemberg darüber, wer sie bis 2024 in den Kommunalparlamenten vertreten wird. Am 28. März endet die Bewerbungsfrist für die Kandidaten. Als letzte der großen Parteien in Esslingen hat die SPD ihre Liste mit 40 Kandidaten veröffentlicht. Wir geben einen Überblick.

 

Die Ausgangslage

Im Esslinger Gemeinderat sitzen 40 Stadträtinnen und Stadträte. Aktuell haben die SPD und die CDU jeweils zehn Sitze, die Freien Wähler acht und die Grünen sieben. Keinen Fraktionsstatus haben die Linken und die FDP mit jeweils zwei Stadträten und Für Esslingen mit einer Stadträtin.

Die SPD

Die meist niederschmetternden bundes- und landespolitischen Umfragewerte haben die Esslinger SPD dazu bewogen, den Mitte der laufenden Legislaturperiode eingeleiteten Verjüngungskurs abzubrechen – und mit allen zehn aktuell im Stadtrat vertretenen Kommunalpolitikern am 26. Mai anzutreten. Schließlich ist es das erklärte Ziel von SPD-Haudegen Wolfgang Drexler, trotz der widrigen Randbedingungen in Esslingen Platz eins zu verteidigen. Und dazu braucht es nicht nur die Kreuze für den unangefochtenen Stimmenkönig Wolfgang Drexler, sondern auch weitere bekannte Namen wie den Fraktionschef Andreas Koch, Christa Müller, Klaus Hummel, Heidi Bär und Richard Kramartschik. Die zehn Stadträte teilen sich die ersten 20 Listenplätze mit jüngeren Kandidaten, bei denen ein Name ins Auge springt: Der SPD-Landtagsabgeordnete Nicolas Fink, der seinen Bürgermeistersessel in Aichwald aufgegeben hat, um die Nachfolge Wolfgang Drexlers in Stuttgart anzutreten, versucht, in Esslingen kommunalpolitisch eine Heimat zu finden.

Die CDU

Bei der Nominierung vorgeprescht war die Esslinger CDU – und hatte bereits Ende November ihre Liste beschlossen. Wenig überraschend dabei, das der Fraktionschef Jörn Lingnau und die stadtbekannte Getränkehändlerin Regina Hemminger die beiden Spitzenplätze belegen. Auch der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, Tim Hauser, möchte dem nächsten Esslinger Gemeinderat angehören. Er hat auf Listenplatz drei auch deshalb recht gute Chancen, weil bei der CDU erfahrungsgemäß weniger kumuliert und panaschiert wird als bei der SPD – und weil zwei renommierte Stadträte aus dem bisherigen CDU-Gemeinderatsteam ausscheiden: Sowohl Gerhard Deffner als auch Dietgard Walter-Fischer haben auf eine erneute Kandidatur verzichtet – und machen damit den Weg zu einer moderaten Verjüngung der Esslinger CDU frei. Auf der Liste findet sich neben bekannten Stadträten wie Edward-Errol Jaffke und Herbert Schrade auch die ehemalige sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth.

Die Freien Wähler

Bei den Freien Wählern treten zwar alle acht amtierenden Stadträte wieder an. Allerdings signalisieren Thomas Heubach und Michael Weinmann auf den Plätzen 24 und 25 durchaus die Bereitschaft, ins zweite Glied zurückzutreten. Angeführt wird die Liste von der Fraktionschefin Annette Silberhorn-Hemminger, gefolgt von Jürgen Merz, Jörg Zoller, Daniela Hemminger-Narr und Eberhard Scharpf.

Die Grünen

Auch die Grünen setzen vor allem auf ihr bewährtes Team. Einzig Helmut Müller-Werner wird freiwillig aus dem Gemeinderat ausscheiden. Ganz vorne auf der Liste steht die Fraktionschefin Carmen Tittel, Platz zwei sicherte sich der Ortsvorstand der Grünen, Andreas Fitz. Auf Listenplatz acht taucht der Komma-Chef Jörg Freitag auf – man darf gespannt sein, ob er den Sprung schafft.

Die kleinen Parteien

Die Linken gehen mit Johanna Renz, bekannt durch ihr Engagement für Menschen auf der Flucht, an der Spitze in den Wahlkampf. Die beiden amtierenden Stadträte, Martin Auerbach und Tobias Hardt stehen auf den Plätzen zwei und vier. Die FDP wiederum wird von Stadträtin Rena Farquhar angeführt, die FDP-Legende Ulrich Fehrlen startet von Position drei aus, könnte aber an Sven Kobbelt (Platz 2) vorbeiziehen. Für Für Esslingen wiederum tritt erneut die Stadträtin Dilek Toy auf dem Listenplatz eins an.

Die große Unbekannte

Mit gleich in doppelter Hinsicht gewisser Sorge schauen die etablierten Parteien auf die große Unbekannte. Noch weiß niemand in der Stadt, ob die AfD mit einer eigenen Liste an der Esslinger Kommunalwahl teilnehmen wird. Da die Parteispitze aber angekündigt hat, Listen in den größten 20 Städten in Baden-Württemberg präsentieren zu wollen – und Esslingen zu diesen Städten gehört – geht Wolfgang Drexler davon aus, dass die AfD in Esslingen antreten wird. Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass die Partei hier sonderlich gut abschneiden wird, für eine Verschiebung der Machtverhältnisse und für eine gewisse Unruhe im Gemeinderat könnte sie aber schon sorgen.