In der neuen Ausstellung des Esslinger Stadtmuseums dreht sich alles um das Thema Fußball. Ausgestellt sind unter anderem Originaltrikots von Gerd Müller und Diego Maradona und ein abgebrochener, aber berühmter Torpfosten.

Esslingen - Ein Spiel dauert 90 Minuten“, war nur eine der Weisheiten des legendären deutschen Bundestrainers Sepp Herberger. Mindestens so lange sollte man sich auch Zeit nehmen für einen Besuch der neuen Ausstellung „Fußball ist unser Leben“ im Esslinger Stadtmuseum. Am Samstag, 7. Juni, wird sie sozusagen angepfiffen. Sie ist ein Muss für alle Fußballfans und die, die es noch werden möchten.

 

„Sensationell bis spektakulär“, nennt der Kurator und stellvertretende Museumsleiter Christian Rilling die Exponate, die er und seine Mitarbeiter rund um der Deutschen liebstes Spiel zusammengetragen haben. Und viele der Ausstellungsstücke erzählen eine ganz besondere Geschichte dieses Sports.

Originaltrikots von Gerd Müller und Diego Maradona

Wer durch die – natürlich mit Kunstrasen ausgelegten – Museumsräume dribbelt, wird unweigerlich hineingezogen in die Welt des Fußballs. Und selbst Zeitgenossen, die glauben, über diese alles zu wissen, werden ihre Überraschungen erleben. Da sind Originaltrikots der Superstars Gerd Müller und Diego Maradona ebenso zu bestaunen wie verschiedene Fanartikel, diverse Maskottchen und Fußbälle von 1966 bis heute. Ausgestellt sind auch Fußball-Tischspiele wie Subbuteo und Tipp-Kick – Letzteres sogar als DDR-Version. Einen Ehrenplatz hat das Meisterschaftsfoto der glorreichen Kicker der Sportfreunde Esslingen, die 1934 in die Gauliga Württemberg aufgestiegen sind und sich dort – immerhin – vier Jahre hielten. Zudem gibt es Wissenswertes über die Entwicklung der Spieltaktik und die Historie des Fußballs.

Kurios ist die Vitrine mit dem schnöden Fragment eines vierkantigen weißen Holzpfostens. Der hat es freilich zu einiger Berühmtheit gebracht, denn er war am 3. April 1971 im Mönchengladbacher Stadion auf dem Bökelberg beim Stand von 1:1 gegen Bremen zu Bruch gegangen. Repariert werden konnte er nicht, das Spiel wurde abgebrochen und mit 2:0 für Bremen gewertet. Seitdem müssen Bundesligatore aus Aluminium gefertigt sein.

Eine Prämie für den EM-Titel

Echten Fußballliebhabern wird der Anblick des Originaltrikots von Werner Kohlmeyer die Tränen in die Augen treiben. Er war 1954 Mitglied der deutschen Weltmeistermannschaft von Bern. Das Jersey hatte er allerdings nicht im mit 3:2 gewonnen Endspiel, sondern im Vorrundenspiel gegen Ungarn getragen. Dabei war die Elf des Trainers Sepp Herberger damals mit 3:8 Toren untergegangen. Es ist eines jener Leibchen, die der Nürtinger Trikotsammler Ralf Burkhart dem Museum für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.

Den einstigen Stellenwert des Frauenfußballs dokumentiert ein gar biederes Kaffeeservice. Ein solches hat jede Spielerin der deutschen Auswahl als Prämie für den Gewinn der Europameisterschaft im Jahr 1989 erhalten – quasi als Pokal aus Porzellan. Bezeichnenderweise handelte es sich bei dem Geschirr – ein Originalsatz der Teller und Tassen ist im Stadtmuseum zu sehen – angeblich auch noch um „1-b-Ware“ aus dem Hause Villeroy & Boch.

Ein couragierter Schneider aus Stuttgart

Keinesfalls zweite Wahl ist die ausgestellte Arbeitskleidung des Stuttgarter Schiedsrichters Rudolf Kreitlein (1919 – 1995). Der im wirklichen Leben als Schneider tätige Kreitlein pfiff bei der WM 1966 das Viertelfinale England gegen Argentinien. In der 35.  Minute stellte er Antonio Rattín, den hünenhaften Kapitän der Argentinier, vom Platz. Der war nicht erfreut und musste von Polizisten vom Spielfeld geleitet werden. Die couragierte Entscheidung brachte dem nur 1,68 Meter großen Kreitlein den liebevoll-spöttischen Spitznamen „tapferes Schneiderlein“ ein. Übrigens: das schwarze Schiedsrichtertrikot hat er selbst angefertigt.

Aber der Museumsbesuch beschränkt sich nicht nur aufs Anschauen. An vielen Stationen kann man selbst Mitmachen, beispielsweise beim Torwandschießen oder am Tischkicker. Außerdem gibt es – passend zur bevorstehenden Weltmeisterschaft – eine Brasilienecke. Dafür haben in Esslingen lebende Brasilianer typische Erinnerungen oder Gegenstände aus ihrer Heimat zur Verfügung gestellt.