Das Landesdenkmalamt bietet jetzt ein freiwilliges soziales Jahr an. Dazu hat es in Esslingen eine Jugendbauhütte gegründet.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Nun ist es amtlich: Auch die badenwürttembergische Denkmalpflege bietet ein freiwilliges soziales Jahr an. Vom ersten September an können Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren in der neu gegründeten Jugendbauhütte in Esslingen mit anpacken. Ob es darum geht, Funde zu katalogisieren, Gräber zu öffnen, Epochen einzuschätzen, Vasen oder Schwerter zu restaurieren, überall sind die Helfer dabei. In den zwölf Monaten, die sie ihren Dienst tun, können sie in den verschiedenen Bereichen der Denkmalpflege Dienst tun und auch wissenschaftliche und organisatorische Erfahrungen sammeln. In Seminarblöcken können sie zudem einen umfassenden Überblick über die Aufgaben des Denkmalschutzes gewinnen.

 

Fast 4000 Freiwillige gab es in den anderen Bundesländern

Bundesweit gibt es, Esslingen mit eingerechnet, etwa 15 sogenannte Jugendbauhütten, in denen die freiwilligen Helfer ihren Dienst tun. Mit dem Wort Bauhütte nimmt die Denkmalpflege eine mittelalterliche Tradition auf. Damals arbeiteten Steinmetze, Glaser, Bildhauer, Keramiker und Zimmerleute in einer Bauhütte, um einen Dom oder eine große Kirche zu errichten. Das Weimarer Bauhaus, die Wiege der modernen Architekt, spielt ebenfalls mit diesem Begriff.

In den anderen Bundesländern haben inzwischen 4000 junge Erwachsene einen Freiwilligen-Dienst in den Jugendbauhütten absolvierte. Die Erfahrung zeigt, dass sich etwa zwei Drittel anschließend dafür entscheiden, in einem Handwerksbetrieb eine entsprechende Lehre zu mache, oder ein fachliches Studium aufnehmen, sei es als Restaurator oder als Historiker. Dass es diese Möglichkeit nun auch in Baden-Württemberg gibt, freut den Chef des in Esslingen beheimateten Landesdenkmalamtes, Claus Wolf, besonders: „Damit erhalten wir den denkmalpflegerischen Nachwuchs, der in Baden-Württemberg dringend benötigt wird“.

Zur Jugendbauhütte gibt es auch eine Ausstellung

Die Stadt Esslingen betrachtet die neu gegründete Jugendbauhütte als besonderen Zugewinn, da auch in Esslingen mit seiner hohen Denkmaldichte Sachkenntnis gebraucht wird: „Die Stadt atmet Geschichte“, sagt dazu der Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust, „deswegen freuen wir uns, dass nun auch die Jugendbauhütte hier vertreten ist.“ Noch am Dienstag (10 bis 18 Uhr) und am Mittwoch (10 bis 12 Uhr) ist in der Schickhardt-Halle des Alten Esslinger Rathauses eine Ausstellung über die Jugendbauhütten in Deutschland zu sehen.