Werke von Adolf Fleischmann und Dieter Blum sind zur Zeit im Berliner Ausstellungshaus von Daimler zu sehen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Berlin/Esslingen - Die Invasion der Schwaben nach Berlin geht weiter: Zur Zeit zeigt die Daimler Contemporary beim Potsdamer Platz die Werke der beiden Esslinger Adolf Fleischmann und Dieter Blum. Fleischmann gilt als einer der herausragendsten abstrakten Maler Deutschlands, Dieter Blum hat sich in das fotografische Gedächtnis der Welt eingeschrieben mit seinen Marlboro-Cowboys.

 

Während Dieter Blums Werke immer noch präsent sind, ist Fleischmann nur noch den Spezialisten bekannt. Im Gedächtnis der Stadt Esslingen ist Adolf Fleischmann überhaupt nicht anzutreffen. In der Stadt Esslingen wohlgemerkt. In der Kunstgeschichte von New York hat er eher Spuren hinterlassen, wo er als Maler galt, der mit dem größten Erfolg, die von Mondrian aufgestellten ästhetischen Prinzipien verfolgt hatte.

Fleischmann, 1892 in einer Kaufmannsfamilie geboren, studierte an der Königlichen Kunstakademie in Stuttgart und zwar bei keinem geringeren als Adolf Hölzel, der Mann der noch vor Kandinsky das erste abstrakte Bild gemalt hat. Nach seiner Studienzeit schlug er sich als Plakatmaler durch, später arbeitete er an Wachsmodellen von krankhaften Körperteilen, die in der Ausbildung von Medizinern benötigt wurden.

Gleichzeitig verdiente er sich Meriten als Maler, so nahm er an der Neuen Seizession in München teil. Als die Nationalsozialisten die abstrakte Kunst verfolgten, zog er nach Mallorca und Paris. Während der deutschen Besatzung ging er teilweise in den Untergrund und arbeitete für die Resistance, mehrfach wurde er interniert, mehrfach konnte er fliehen. Als die Faschisten 1944 Paris räumten, fand er ein völlig verwüstetes Atelier vor, die Arbeit vieler Jahre war vernichtet. 1952 emigrierte er in die USA. Er etablierte dort einen Zirkel für abstrakte Malerei und gilt heute, wegen seiner strengen grafischen Komposition als Vorläufer der Op-Art. Krankheiten, deren Behandlung er in den USA nicht finanzieren konnte, zwangen ihn nach Württemberg zurück. Er stellte im württembergischen Kunstverein aus und in der documenta in Kassel. 1968 starb er, als nicht nur wichtigster Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland, sondern auch der USA.

Ein ganz anderes Leben hat Dieter Blum geführt, der 1936 in Esslingen geboren wurde. Fast möchte man sagen, es war das Leben eines Jet-Setters. Seine Karriere begann er als Bildreporter für den Stern und den Spiegel. Gleichzeitig hatte er immer wichtige Aufträge für die internationale Werbebranche. Seine Bildstrecken von Herbert von Karajan, dem Stuttgarter Ballet und den Marlboro-Cowboys sind weltberühmt geworden.

Dass diese beiden großen Esslinger jetzt in Berlin zu sehen sind, kommt nicht von ungefähr: Renate Wiehager, die Leiterin der Daimler Contemporary Art, war von 1991 bis 2001 die Leiterin der Villa Merkel, die während ihrer Ägide zur Bühne national beachteter Ausstellungen wurde. Beiden Oeuvres sind superb gedruckte Kataloge beigegeben, die einen Zugang zu den Werken der beiden Künstler ermöglichen.