In einem offenen Brief an den Gemeinderat fordern einige Gastronomen eine Teilhabe am Zwiebelfest.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Das Zwiebelfest wird immer mehr zum Zankapfel, getreu der Esslinger Sage, nach der eine Marktfrau dem Teufel eine Zwiebel für einen Apfel ausgab. Nachdem die acht Zwiebelfestwirte jüngst mit einem Imagefilm und einer Stellungnahme für den Erhalt des von ihnen vor 32 Jahren gegründeten Festes geworben haben, gibt es seit Freitag ein zweites Papier: Darin fordern zwölf Esslinger Wirte, teils im Namen mehrerer Betriebe, dass das Fest neu konzipiert und für sie geöffnet werden soll. Elf Wirte arbeiten in Esslingen, einer in Aichwald-Schanbach.

 

Wirte empfinden das Vergabeverfahren als ungerecht

In einem offenen Brief an den Esslinger Gemeinderat heißt es wörtlich: „Die Vergabe des Zwiebelfestes und des Marktplatzes an nur diese Zwiebelfest GmbH empfinden wir als ungerecht. Wir können uns vorstellen, an einem neuen Zwiebelfest oder an einem unter einem anderen Namen laufenden Fest auf dem Marktplatz mitzuwirken und dort ebenfalls eine Laube oder Ähnliches zu betreiben.

Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Verantwortlichen ein neues offenes Sommerfest mit kulinarischen Genüssen zu schaffen. Vergleichbar mit dem Weihnachtsmarkt sollte es allen Esslinger Gastronomen möglich sein, sich für die Teilnahme an diesem Fest zu bewerben. Die Esslinger Stadtmarketing Gesellschaft wäre aus unserer Sicht der richtige Organisator für solch ein Fest. Die in der Presse veröffentlichen Pläne der Stadtmarketing gefallen uns sehr und überzeugen uns“, heißt es in dem offenen Brief.

Der Streit über das Zwiebelfest begann im Jahr 2014. Damals hatte der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger versucht, das Fest für einen weiteren Wirt zu öffnen, was die Zwiebelfest GmbH aber abgelehnt hatte. In diesem Frühjahr nun hatte die Esslinger Tourismus und Stadtmarketing Gesellschaft (EST) ein neues Konzept für das Zwiebelfest vorgelegt.

Am 8. Oktober sollen die Würfel fallen

Es solle größer werden, die Lauben sollten neu sortiert werden, es solle ein kulturelles Beiprogramm geben und mehr. Allerdings hatte die EST das Konzept erstellt, ohne mit den Zwiebelfestwirten zu reden, was Teilen des Esslinger Gemeinderates sauer aufgestoßen war, unabhängig vom Inhalt des Konzeptes.

Am 8. Oktober jedoch sollen die Würfel fallen. An diesem Tag wird der Gemeinderat über das Konzept befinden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der finanzielle Aspekt. Während sich das bisherige Zwiebelfest selbst finanziert, würde ein Fest in städtische Trägerschaft ungefähr 150 000 Euro Zuschuss brauchen. Nicht eingerechnet wären Investitionen in die Infrastruktur des Festes, die sich nach Angaben der Zwiebelfestwirte noch einmal auf 350 000 Euro belaufen würden.

Die Zwiebelfest GmbH zeigt sich verwundert über das Schreiben. Vor allem deswegen, weil die Gesellschaft einige der unterzeichnenden Wirte bereits für das Zwiebelfest angefragt habe und von ihnen Absagen bekommen habe, berichtet ein Sprecher. Einer habe dies sogar öffentlich bekundet. Abgesagt hätten die angefragten Kollegen aus Kostengründen, denn eine der Lauben auf dem Zwiebelfest koste rund 50 000 Euro.

Generell begrüßt es die Gesellschaft aber, wenn das Team der Zwiebelfestwirte vergrößert und das Fest auf den Rathausplatz ausgeweitet werde. Das sei aber bisher stets an der Stadtverwaltung und am Bürgerausschuss Innenstadt gescheitert.