Seit Juli sind die Scheine, die das Alte Rathaus zeigen, auf dem Markt. Obwohl sie sich auf dem Sammlermarkt etabliert haben, können sie dem Wedau-Stadion von Duisburg das Wasser nicht reichen.

Esslingen - „Gottes Gnade gibt es umsonst“ steht auf dem 0-Euro-Schein, den die Stadt Dülmen zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation herausgegeben hat. Die Gnade vielleicht schon, den Schein nicht. Der ist mit einem Sammlerwert von 30 Euro im Katalog der 0-Euro-Scheine gelistet. Den Volltreffer aber haben die Kicker gelandet. Der Schein, der das Duisburger Wedau-Stadion, das Maskottchen und das Logo des MSV Duisburg zeigt, wird in Sammlerkreisen mit 900 Euro gehandelt.

 

Gemessen daran ist der Esslinger Souvenirschein, der seit Anfang Juli auf dem Markt ist, ein Schnäppchen. Aktuell ist die Nummer 2639 über den Tresen der Stadtinformation am Marktplatz gegangen. Noch sind die Scheine, die das Alte Rathaus zeigen, zum Ausgabepreis von drei Euro zu haben. Aus Sammlersicht gibt es bei dem in Haptik und Größe einer 20-Euro-Note ähnelnden, als Zahlungsmittel aber wertlosen Schein noch Luft nach oben.

Auch die Wilhelma und das Cannstatter Volksfest spannen die Scheine vor den Werbekarren

„Angesichts der relativ geringen Auflage von 5000 Exemplaren sehe ich den Esslinger Schein sich langfristig bei vier bis sechs Euro einpendeln“, sagt Hans-Ludwig Grabowski. Mittlerweile gibt es seiner Einschätzung nach mehr als 800 verschiedene Scheine, unter anderem von der Stuttgarter Wilhelma. Auch das Cannstatter Volksfest hat zum 200. Geburtstag einen 0-Euro-Schein vor den Werbekarren gespannt.

Der Numismatiker, der sich sonst mit historischen Geldnoten und Münzen beschäftigt, ist der Autor eines im Battenberg-Verlag erschienenen Buchs über 0-Euro-Scheine. In dem Katalog, in dem alle dahin erschienenen Scheine und ihr Sammlerwert gelistet sind, ist die Anfang Juli auf den Markt gekommene Esslinger Note nicht vertreten. Das Buch war da schon gedruckt. „Esslingen ist bei der Neuauflage des Katalogs dabei, die im März 2019 geplant ist“, verspricht Grabowski.

Vielleicht versöhnt der dort dann gelistete Preis den ein oder anderen Schwaben, der am Schalter der Stadtinfo zu rechnen beginnt. „Drei Euro zahlen und dafür null Euro rausbekommen – da haben wir mit unseren Kunden schon manche Diskussion geführt“, sagt Michael Metzler, der Geschäftsführer der Esslinger Stadtmarketing und Tourismusgesellschaft (EST). Nicht lange diskutiert hat dagegen die professionelle Sammlergemeinde. „Wir hatten gerade erst den Druckauftrag erteilt, da kam schon eine Einzelbestellung von 1000 Scheinen“, erinnert sich Metzler.

Die erste Begeisterung

Weil Esslingen nach Tübingen erst die zweite Stadt in Baden-Württemberg gewesen war, die sich auf das vermeintlich dünne Eis gewagt hatte, war Michael Metzler über den Großauftrag nicht unglücklich. Alle Unkosten abgezogen, verdient die Stadt immerhin an jedem verkauften Exemplar rund 1,50 Euro. „Mit dem Wissen jetzt hätte ich dem Kunden einen Korb gegeben“, sagt der Esslinger Tourismus-Chef. Möglicherweise stammen die Scheine, die aktuell im Internet auf der Verkaufsplattform Ebay zu einem Preis um die fünf Euro angeboten werden, aus diesen frühen Aufkäufen.

Viel Geld lässt sich mit den 0-Euro-Scheinen, die seit dem Jahr 2015 in einer von der Europäischen Zentralbank lizenzierten französischen Notenbank gedruckt werden, nicht mehr verdienen. Auch nicht mit dem zweiten Esslinger Schein, der wohl im nächsten Jahr mit der Ansicht der Esslinger Burg auf den Markt kommen wird. „Der Hype ist abgeflaut“, sagt Grabowski.

Was bleibt, ist ein attraktiver mehrtausendfacher Werbeträger für die Stadt. Und eine nette Geschenkidee für Jubilare, die sich von ihren Gästen ausdrücklich nichts wünschen. Und eine Erinnerung an den Besuch in der ehemals Freien Reichsstadt. Und ein aus dem schönen Esslingen versandter Gruß an den Rest der Welt.

Was bleibt ist aber auch die Frage, weshalb das Duisburger Zebra preislich durch die Decke gegangen ist. „Der Schein mit dem Wedau-Stadion ist sehr selten. Er wurde von den Stadtwerken Duisburg ausschließlich als Wechselprämie an Neukunden ausgegeben“, erklärt Grabowski.