Die Stadt Esslingen hat im Vorfeld der Komplettsperrung der Geiselbachstraße Maßnahmen ergriffen, um den befürchteten Schleichverkehr aus den nördlichen Stadtteilen durch die Weinberge in Richtung Obertürkheim zu unterbinden.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Natürlich ist die Durchfahrt eigentlich verboten. Doch es gibt nicht wenige Bewohner aus den nördlichen Esslinger Stadtteilen, die den mitten durch die Weinberge führenden Wirtschaftsweg zwischen Sulzgries und Uhlbach regelmäßig nutzen. Denn dadurch gelangen sie mit ihrem Fahrzeug erheblich schneller als auf legalem Weg über die Geiselbachstraße und den Esslinger Altstadtring in Richtung Stuttgart.

 

Doch dieses verkehrstechnische Schlupfloch, das manchem Fahrer auch der eine oder andere Strafzettel wert gewesen ist, ist demnächst Geschichte. Denn kurz vor der Ortseinfahrt nach Uhlbach sorgt ein elektrisch versenkbarer Poller dafür, dass vom 30. März an nur noch berechtigte Busse, Polizei- und Rettungsfahrzeuge sowie diejenigen, die in diesem Gebiet eigene oder gepachtete Grundstücke haben, die Verbindung nutzen können. Am Mittwoch hat das Tiefbauamt den Poller vorgestellt, dessen Anschaffung und Montage 40 000 Euro gekostet hat.

Am 30. März beginnt die Vollsperrung

Für den Bau und den konkreten Starttermin gibt es gute Gründe. Denn am 30. März beginnt die 15 Monate dauernde Vollsperrung der Geiselbachstraße, der wichtigsten, täglich von 16 000 Autofahrern genutzten Verbindung aus den nördlichen Esslinger Stadtteilen in die Altstadt. Auf den Ausweichstrecken wird es trotz aller Bemühungen, den Verkehr einigermaßen am Fließen zu halten, zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen.

Die Versuchung, diese Staus auch auf illegalen Wegen zu umfahren, würde also, hätte die Stadt Esslingen nicht reagiert, deutlich zunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stadt mit Baubeginn eben jenen Schleichweg selber nutzen wird. Um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) noch attraktiver zu machen, wird die Buslinie 109 während der Bauphase Pendler mit Kleinbussen von Sulzgries über den Schleichweg nach Uhlbach und weiter zur S-Bahn-Haltestelle nach Obertürkheim bringen. Die Hoffnung der Stadtverwaltung ist, dass diese attraktive Verbindung viele Bürger dazu bringen wird, ihr Auto stehenzulassen und auf den ÖPNV umzusteigen.

Zwei-Klassen-Gesellschaft beim Poller

Beim Poller gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Während das Metallhindernis automatisch im Boden verschwinden soll, wenn sich ein mit einem Sender ausgestatteter Bus nähert, brauchen die anderen Verkehrsteilnehmer eine Fernbedienung, um sich freie Fahrt zu verschaffen.

Die Poller sind so ausgelegt, dass sie sich rund zwei Millionen Mal bewegen können. Sollte der Poller aber dennoch einmal versagen, haben die Verantwortlichen zumindest für den Busverkehr ein Schlupfloch geschaffen. Denn ein zusätzlich angebrachtes Metallgitter kann von den Busfahrern im Notfall mithilfe eines Schlüssels umgeklappt werden. Allen anderen Verkehrsteilnehmern ist dieser Weg verbaut. Bei technischen Defekten müssen sie eine auf dem Berechtigungsschein vermerkte Nummer anrufen, um Hilfe anzufordern. Die Zahl der Nutzer ist übrigens begrenzt: Maximal 150 Handsender sollen ausgegeben werden.