Der Esslinger Gemeinderat entscheidet am Montag über die Zukunft der Stadtbücherei. Die geplante Erweiterung ist nach Einschätzung der Verwaltung nicht finanzierbar. Ob die Stadt das zur Erweiterung vorgesehene Nachbarhaus behält, ist noch ungewiss.

Wenige Tage vor der Entscheidung über die Zukunft der Esslinger Stadtbücherei, die am Montag ab 16 Uhr im Gemeinderat fallen soll, geht die Debatte munter weiter: Neben Grünen, Linken und FÜR fordert nun auch die SPD, das Nachbarhaus Heugasse 11, das vor Jahren zur Bücherei-Erweiterung gekauft wurde, vorerst im Besitz der Stadt zu behalten. „Vor dem Hintergrund, dass der Bürgerentscheid vom Februar 2019 formal aufgehoben werden muss“, bekennt sich die SPD „ohne Wenn und Aber und damit im Sinne des Bürgerentscheids zum Büchereistandort Bebenhäuser Pfleghof“. Die Heugasse 11 sieht sie als „Flächenreserve“ für eine später mögliche Erweiterung. Unterdessen wollen die Freien Wähler genauer wissen, wie sich die von der Stadt geschätzten Sanierungskosten von 12 Millionen Euro für die Heugasse 11 errechnen.

 

„Verbindliche Sanierung“

Die geplante große Lösung und damit die beim Bürgerentscheid ebenfalls beschlossene Erweiterung der Bibliothek lässt sich aus Sicht der SPD aus finanziellen Gründen derzeit nicht verwirklichen. Unstrittig sei eine „substanzielle Sanierung und Modernisierung, zu der auch die Barrierefreiheit und WLAN im ganzen Gebäude gehören“. Außerdem fordert die SPD eine „verbindliche qualitative Aufwertung“ der Bücherei. 7,6 Millionen Euro sind angesichts des Sanierungsstaus laut Verwaltung unerlässlich, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Zur Aufwertung der Raum- und Aufenthaltsqualität werden bis 2029 5,2 Millionen Euro angepeilt, zur Verbesserung der Bibliotheksarbeit weitere 4,6 Millionen Euro. Die SPD will, dass die Sanierung im Bestand „verbindlich und gemäß den drei von der Verwaltung vorgeschlagenen Bausteinen“ umgesetzt wird.

„Ob, in welcher Form, wann und zu welchen Kosten die Heugasse 11 in die Stadtbücherei integriert wird, entscheidet sich spätestens zum Abschluss der genannten Maßnahmen im Jahr 2029. Für eine unverzichtbare Zwischennutzung soll die Verwaltung bis zum Frühjahr 2023 Optionen entwickeln“, erklärt SPD-Fraktionschef Nicolas Fink und verweist auf einen entsprechenden Änderungsantrag der SPD zur Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung. SPD-Stadträtin Ulrike Gräter ist sicher: „Mit dem, was jetzt geplant ist, wird eine Esslinger Stadtbücherei auf den Weg gebracht, die ohne Zweifel attraktiv sowie funktions- und zukunftsfähig ist. Zudem geben wir die Option Heugasse 11 nicht auf. Und jetzt lasst uns entscheiden und mit den ersten Maßnahmen so schnell wie möglich beginnen.“

Freie Wähler wollen es genau wissen

Das bisherige Erweiterungs- und Modernisierungskonzept sah vor, die Heugasse 11 so zu sanieren, dass die Bibliotheksverwaltung dorthin umzieht, um im Pfleghof mehr Publikumsflächen zu schaffen. Angesichts der Sanierungskosten für das Nachbarhaus, die die Stadt auf 12 Millionen Euro taxiert, ist das für die Verantwortlichen im Rathaus derzeit kein Thema. Errechnet wurden die Kosten nach Kennwerten, Flächen und umbautem Raum. Im Betriebsausschuss der Städtischen Gebäude (SGE) hakte Freie-Wähler-Stadtrat Eberhard Scharpf, selbst ein erfahrener Restaurator im Zimmerhandwerk, nach und erinnerte an seine Bitte, ihm die Kalkulation zukommen zu lassen, damit er die Zahlen genauer begutachten kann. SGE-Chef Oliver Wannek versicherte, man könne die Kostenschätzung nachvollziehbar darstellen. Und Finanzbürgermeister Ingo Rust erklärte zur Höhe der Kosten: „Eine Bücherei-Nutzung ist immer teurer.“ Zudem erinnerte Scharpf daran, dass die Kommune Zuschüsse für den denkmalpflegerischen Mehraufwand bei der Gebäudesanierung erhalten könne – etwa für die Dach-Erneuerung. Rust hielt den Ball flach: „Zuschussanträge kann man erst anmelden, wenn man genau weiß, was man daraus machen will.“