Die Überlegungen zu einem neuen Bauplatz für die Stadtbücherei direkt an der Küferstraße befinden sich in einer frühen Phase. Ob das Gelände zu kaufen ist, ist vollkommen offen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Diskussion über die geplante Erweiterung oder einen Neubau der Esslinger Stadtbücherei nimmt immer groteskere Formen an. „Unsere Überlegungen zu einem weiteren Standort waren zum jetzigen Zeitpunkt bestimmt nicht für die Öffentlichkeit gedacht“, sagt Carmen Tittel. Verärgert reagiert die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Esslinger Gemeinderat auf die Tatsache, dass die Besitzer der Häuser an der Küferstraße 13 und 13/1, in denen unter anderem das Café Goldmund und der Diakonieladen untergebracht sind, „nun aus der Zeitung erfahren haben, dass wir prüfen lassen wollen, ob an dieser Stelle in der Stadt der Neubau einer Bücherei in einem zeitlich angemessenen Rahmen zu verwirklichen ist“.

 

„Das Ziel des fraktionsübergreifenden Antrags war es, zunächst überhaupt einmal in Erfahrung zu bringen, ob die derzeitigen Besitzer bereit wären, ihre Häuser zu verkaufen“, erläutert Carmen Tittel den Vorstoß: „Denn wenn es da keine Bereitschaft gäbe, wären die Überlegungen ja sofort wieder vom Tisch.“ Dass es nun einen unglücklichen Auftakt zu diesen Gesprächen gibt, bedauert Carmen Tittel umso mehr, als es sich aus Sicht der Esslinger Grünen gleich in mehrfacher Hinsicht um einen „geradezu idealen Standort für eine neue Stadtbücherei handeln“ würde.

Hässliche Baulücke könnte geschlossen werden.

Zum einen biete sich die Chance, „eine der hässlichsten Baulücken in der Altstadt zu schließen“. Zum anderen würde eine Stadtbücherei, die ihren Haupteingang an der Küferstraße habe, für eine deutliche Belebung der Fußgängerzone sorgen und damit den Einzelhandel stärken. Die einst so attraktive Küferstraße – und damit die östliche Altstadt insgesamt – hat in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung verloren, weil sich immer mehr großflächiger Einzelhandel rund um den Bahnhof in der westlichen Altstadt angesiedelt hat. Auch, so Carmen Tittel, böte sich die Chance, zwischen der Musikschule, dem Gemeindehaus am Blarerplatz und dem Neubau der Bücherei einen attraktiven Innenhof zu gestalten, der von allen drei Einrichtungen genutzt werden könnte. Dass die neue Bücherei allen Wünschen und Anforderungen an eine moderne Bibliothek gerecht werden könnte, ist für Carmen Tittel da geradezu eine Selbstverständlichkeit.

Die Stadt hat eine zeitnahe Prüfung der Anfrage in Aussicht gestellt. Relativ einfach könnten sich, so erklärt der Sprecher der Stadt, Roland Karpentier, die Gespräche beim Haus Küferstraße 13/1 entwickeln. Das Gebäude, in dem sich unter anderem der Diakonieladen und die IT-Zentrale der Stadt eingemietet haben, befinde sich im Besitz einer Einzelperson. Komplizierter wird es in der Küferstraße 13. Das Haus gehöre einer Erbengemeinschaft mit knapp 20 Eigentümern. Noch in diesem Monat wolle man aber versuchen herauszufinden, ob ein Kauf dort möglich wäre. Zeitnah werde man auch versuchen, alle anderen offenen Fragen zu den angedachten Standorten zu beantworten. Aus Sicht der Stadtverwaltung sei es denkbar, den Grundsatzbeschluss zum Büchereistandort noch vor der Sommerpause zu treffen.

Grundsatzentscheidung über Standort könnte sich verzögern

Während die Esslinger SPD unter Verweis auf den schlechten baulichen Zustand der Stadtbücherei in der Strohgasse auf eine zeitnahe Grundsatzentscheidung noch vor der Sommerpause dringt, setzt die CDU, so erklärt deren kulturpolitischer Sprecher Edward-Errol Jaffke, zunächst auf eine solide Prüfung aller Optionen. Jaffke: „Uns ist klar, dass wir sehr bald eine Entscheidung treffen müssen. Angesichts der Dimension der Investitionen im zweistelligen Millionenbereich darf es aber nicht auf ein paar Monate ankommen.“ Die CDU priorisiere im Moment einen Neubau zwischen der Kies- und der Küferstraße, werde aber auch den neuen Vorschlag, so er sich realisieren lasse, intensiv prüfen.

Skeptisch sieht Edward-Errol Jaffke den von vielen Esslingern favorisierten Verbleib und Ausbau am bisherigen Standort in der Strohstraße. Jaffke: „Selbst wenn wir dort Millionen in die Hand nehmen, erhalten wir keine optimale Lösung. Zudem birgt die Sanierung eines Altbaus bekanntlich deutlich höhere finanzielle Risiken als ein Neubau.“ Jaffke ergänzt: „Ich erinnere mich nur ungern an die Kostenexplosion beim Alten Rathaus.“