Der Esslinger Stimmenkönig Wolfgang Drexler (SPD) erhält 30 733 Stimmen. Damit kann er jedoch nicht verhindern, dass die Grünen als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgehen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Am späten Nachmittag nach der Auszählung eines Drittels der 60 Esslinger Wahl- sowie der 15 Briefwahlbezirke deutete sich die Sensation bereits an. Nach langem Warten gab es dann um 19.50 Uhr die Gewissheit: Auch in Esslingen gehen die Grünen als stärkste politische Kraft aus den Kommunalwahlen hervor. Sie verbuchen 24,4 Prozent. Das sind 5,7 Prozent mehr als bei der Wahl 2014, als die Grünen noch Platz vier belegten. Damit werden die Grünen nun neun Stadträte in den neuen Gemeinderat entsenden, zwei mehr als bisher.

 

Platz zwei eroberte die SPD, die 2014 noch ganz vorne rangiert hatte. Angesichts des Europawahlergebnisses können die Sozialdemokraten das Esslinger Ergebnis fast als Triumph verbuchen. Großen Anteil daran, dass die SPD mit 21,2 Prozent nur 3,9 Prozent gegenüber der Wahl 2014 eingebüßt hat, hat einmal mehr Wolfgang Drexler, der wie schon in den Jahren zuvor zum Stimmenkönig avancierte. Drexler erhielt – weit über die SPD-Parteigrenzen hinaus – 30 733 Stimmen. Damit lag er 8700 Stimmen vor der Zweitplatzierten, der Grünen-Fraktionschefin Carmen Tittel. Dennoch muss die SPD auf zwei ihrer bisher zehn Sitze im Gemeinderat verzichten. Erwischt hat es dabei Klaus Hummel.

Debakel für die CDU

Ebenfalls acht Sitze – wie bereits im Jahr 2014 – bekommen die Freien Wähler. Die Verluste der Freien Wähler, die von 20,6 Prozent auf 19,6 Prozent zurückgingen, sind aber nichts im Vergleich zum Debakel der Esslinger CDU. Vor fünf Jahren noch mit 23,8 Prozent und zehn Stadträten zweitstärkste Kraft im Esslinger Gemeinderat, erzielte die Esslinger CDU dieses Mal nur 17,7 Prozent. Das bedeutet ein Minus von 6,1 Prozent und den Verlust von gleich drei Stadtratsposten.

Möglicherweise hat der öffentlich ausgetragene Streit zwischen dem ebenfalls für den Gemeinderat kandidierenden Stadtverbandsvorsitzenden Tim Hauser und der CDU-Gemeinderatsfraktion um den Fraktionschef Jörn Lingnau dazu beigetragen, dass die CDU derart von den Wählern abgestraft worden ist. Tim Hauser wird dem neuen Gemeinderat ebenfalls angehören. Er verteidigte dabei seinen dritten Platz auf der CDU-Liste. Nicht mehr dabei hingegen ist der bisherige stellvertretende Fraktionschef Edward-Errol Jaffke.

Gute Ergebnisse für die bisher kleinen Parteien

Über ausgesprochen gute Ergebnisse können sich die drei kleinen bisher schon im Gemeinderat vertretenen Parteien und Initiativen freuen. Die Linke konnte 1,5 Prozent zulegen und darf mit 6,8 Prozent ebenso drei Stadträte stellen wie die FDP, die von 4,1 Prozent auf 6,6 Prozent zulegte. Auch für die extrem linksorientierte Gruppe FÜR Esslingen ging es bergauf. FÜR Esslingen konnte den Stimmenanteil von 2,5 auf 3,9 Prozent deutlich steigern und wird nun mit zwei Stadträten die meist heftige Kritik an der Stadtverwaltung – aber auch an den gesellschaftlichen Verhältnissen insgesamt – noch einmal deutlich intensivieren.