In einem neuen Tumorzentrum bündeln die drei Medius-Kliniken im Landkreis ihr Wissen und ihre Erfahrung im Kampf gegen den Krebs. Der Ansatz reicht weit über die Kliniktüren hinaus.

Kirchheim - In einem gemeinsamen Tumorzentrum wollen die Medius-Kliniken im Landkreis Esslingen künftig ihr Wissen und ihre Erfahrung im Kampf gegen den Krebs bündeln. „Wir führen die Kraft der drei Standorte zusammen“, bringt Bodo Klump, der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Tumormedizin an der Medius-Klinik in Ostfildern-Ruit, die Idee auf den Punkt. Mit „wir“ meint Klump die Chefärzte und Teams von zwölf Kliniken, die sich an den vom Landkreis Esslingen getragenen Medius-Kliniken an den Standorten in Ostfildern-Ruit, Nürtingen und Kirchheim mit der Behandlung von Tumorerkrankungen befassen.

 

In dem neuen Tumorzentrum fließt nicht nur die medizinische Expertise der einzelnen Disziplinen, von der Frauenheilkunde über die Urologie und die Strahlentherapie bis hin zur Inneren Medizin und zur Allgemeinchirurgie, zusammen, sondern es sollen dort auch die Schnittstellen zum sozialen Umfeld und zu der seelischen Betreuung der Patienten besetzt werden. „Wir machen nur dann entscheidende Fortschritte, wenn wir von dem Schubladendenken in Disziplinen wegkommen und in Richtung multimodale Konzepte steuern“, sagt Klump.

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Irgendwann im Laufe seines Lebens erkrankt jeder zweite Einwohner in Deutschland an Krebs. Auch die Kurve der an den drei Medius-Kliniken im Kreis Esslingen gestellten Erstdiagnosen steigt seit Jahren stark an. Sind im Jahr 2009 noch 1200 Krebserkrankungen neu erfasst worden, so waren es im vergangenen Jahr schon 1700. Entsprechend groß ist der Erfahrungsschatz der Ärzte in der Behandlung der Krankheit. „Eine Krebserkrankung ist kein Knochenbruch. Jeder Verlauf ist anders und muss deshalb auch individuell behandelt werden“, sagt Elvira Benz, die stellvertretende Geschäftsführerin der Kliniken.

Das „Herz“ des Tumorzentrums ist die wöchentliche Tumorkonferenz. Hier besprechen die betreuenden Ärzte ihre Fälle mit den Kollegen aus den anderen Fachdisziplinen. Dabei werden die weiteren Behandlungsschritte gemeinsam festgelegt. Als Richtschnur gelten, neben dem großen Erfahrungsschatz der Krebsspezialisten vor Ort, aktuelle nationale und internationale Leitlinien für die Behandlung von Krebstumoren.

Geht es nach den beteiligten Krankenhaus-Ärzten, dann endet das Tumorzentrum nicht an der jeweiligen Klinikpforte. „Das gute Miteinander mit den niedergelassenen Ärzten, den Physiotherapeuten, den Ernährungsberatern und anderen Partnern bis hin zu den Seelsorgern ist uns sehr wichtig. Nur so kommen wir zu einer Behandlung aus einem Guss“, sagt Matthias Geiger, der Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Tumormedizin am Krankenhaus in Ostfildern-Ruit. Für seinen Kollegen Ulrich Römmele, der in Nürtingen die Klinik für Innere Medizin, Diabetologie, Gastroenterologie, Tumormedizin und Palliativmedizin leitet, spielen Früherkennung und Vorsorge dabei eine große Rolle. Römmele, der als Regionalbeauftragter der Stiftung Lebensblicke unermüdlich für ein größeres Engagement in diesen Bereichen wirbt, sieht da noch einen großen Nachholbedarf. „Wir sind mit der Stiftung angetreten, die Sterblichkeit bei Darmkrebs zu halbieren. Das ist uns bisher nicht gelungen“, sagt er. Das neue Tumorzentrum, da ist er sich mit seinen Kollegen einig, könnte ein weiterer Schritt auf dem langen Weg sein, dieses Ziel zu erreichen.