Wenn im Jubiläumsjahr 2027 das nächste Esslinger Kulturfest steigt, soll sich alles ums Wasser und seine Bedeutung für die Stadt drehen. Das Konzept findet Beifall.
Das Kulturfest „Stadt im Fluss“ hat alle drei Jahre seinen festen Platz im Esslinger Kulturkalender. Ein ganzes Wochenende lang zeigt sich die örtliche Szene dann von ihrer interessantesten Seite – zahlreiche Künstler und Kultureinrichtungen verwandeln die Innenstadt in eine große Bühne. Bis zum nächsten Festival im Jubiläumsjahr 2027 ist zwar noch Zeit, doch hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen bereits auf vollen Touren. Im Kulturausschuss des Gemeinderats hat Kulturamtsleiterin Alexa Heyder nun das Konzept fürs nächste Mal vorgestellt. Diesmal soll sich alles ums Wasser und um das Leben am und im Fluss drehen.
„Für die Geschichte und die Entwicklung der Stadt spielte Wasser eine entscheidende Rolle“, betonte Alexa Heyder. „Die Kanäle, der Neckar, die Brücken – sie prägen das Stadtbild ebenso wie das Lebensgefühl. Wasser formt nicht nur unsere Landschaften, sondern auch unsere Identität als Stadtgemeinschaft. Es erinnert uns an Herkunft und Wandel, an industrielle Entwicklung und an naturnahe Lebensräume mitten in der Stadt. Das Wasser ist der Spiegel der Stadtgeschichte – von der Gründung am Geiselbach über die Industrialisierung bis heute zum Neckarufer.“
Esslingen feiert seine Nähe zum Wasser
Nicht von Ungefähr hat Esslingens Nähe zum Wasser bei früheren Kulturfesten stets eine mehr oder minder wichtige Rolle gespielt. Diesen Gedanken möchte das Festival-Team 2027 noch konsequenter ausspielen. Rund 300 000 Euro will sich die Stadt das kosten lassen.
Am ersten Oktoberwochenende 2027 soll die Esslinger Innenstadt vom Wasserhaus am Neckar bis zur Agnesbrücke entlang der Neckarkanäle mit künstlerischen und kreativen Beiträgen bespielt werden – hinter allen Beiträgen steht des verbindende Motto „Wasser!“. Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Couleur wollen die Esslinger Stadtgesellschaft einladen, Wasser aus verschieden Perspektiven neu zu erleben – historisch, kritisch oder sozial und immer künstlerisch. Geplant ist ein Festival für alle Generationen, das mitten in der Stadt, an und in den Kanälen, auf Brücken, Uferwegen und Plätzen Akzente setzen soll. Der Marktplatz wird zum Festival-Zentrum.
„Wasser wird zum Thema, zum Schauplatz, zum Impulsgeber für künstlerische Auseinandersetzung und kollektives Erleben“, betonte die Kulturamtsleiterin. „Es fließt durch Installationen, durch Klänge, durch Bewegungen. Es spiegelt Tanz und Theater, Musik und Wort, Licht und Raum.“ Regionale und lokale Künstlerinnen, Künstler und Kulturakteure sind eingeladen, bis zum Sommer 2026 ihre Projekte einzureichen und zu zeigen, was sie rund um das Thema Wasser bewegt. Außerdem hält das Kulturamt Ausschau nach externen Beiträgen, die das Programm bereichern könnten. „Das Festival schafft poetische Momente, überraschende Perspektiven und Gelegenheiten zum Mitmachen vom Open-Air-Konzert am Fluss über schwimmende Bühnen bis zu Workshops, Führungen, Performances und gemeinschaftlichen Aktionen auf dem Wasser“, versprach Alexa Heyder.
Viel Beifall von Esslinger Gemeinderäten
Im Kulturausschuss fanden die Festivalpläne viel Beifall. Sabine Mickeler (CDU) wünscht sich, dass das Neckarufer wieder stärker zur Geltung kommt und dass auch die Möglichkeiten des Neckaruferparks genutzt werden. Und sie bedauerte, dass die Pläne, am Stadteingang an der Ritterstraße durch Sitztreppen an den Kanal heranzurücken, noch nicht realisiert wurden. Jörg Freitag (Grüne) betonte die Bedeutung von Kunst und Kultur für das Gelingen der Stadtgesellschaft, was beim Festival noch sichtbarer werde. Durch den Mix aus lokalen und überregionalen Beiträgen könne sich Esslingen als weltoffene Stadt zeigen. Das 300 000-Euro-Budget findet er angemessen. Ulrike Gräter (SPD) begrüßte den Gedanken, die Attraktionen an markanten Orten zu konzentrieren: „Bei dieser Fülle an Angeboten sind viele froh, wenn das Programm kompakt präsentiert wird. So hat man die Chance, mehr zu genießen.“ Dass auch politische und soziale Aspekte zum Tragen kommen, gefällt ihr.
Marco di Pilla (Freie Wähler) freut sich auf „ein tolles Festival“, das sehr viele Kulturschaffende zur Geltung bringe. Er fragte sich jedoch, „ob man nicht einen Ticken einsparen kann, ohne dass die Qualität leidet“. Tobias Hardt (Linke/FÜR) findet den Fokus auf dem Thema Wasser hervorragend: „Das lässt viele Spielräume für neue Ideen.“ Er regte ebenfalls an, den neuen Neckaruferpark in die Programmplanung einzubeziehen. Stephan Köthe (AfD) findet auch in finanziell schwierigen Zeiten Kultur „nicht optional“. Deshalb seien auch die Kosten für das Festival angemessen. Köthe erinnerte daran, dass der frühere Kulturreferent Peter Kastner die Basis für „Stadt im Fluss“ gelegt hatte: „Seine Idee wirkt weiter.“ Und Andreas Klöpfer (WIR/Sportplätze erhalten) ist ebenfalls überzeugt, dass das Festival, sein Motto und seine Beiträge weit über das erste Oktoberwochenende hinaus wirken werden.
Das Festival im Kurzporträt
Festival
„Stadt im Fluss“ wird seit 2005 vom Esslinger Kulturamt veranstaltet. Entstanden ist das Festival aus den Kulturnächten, die zunächst der Gesprächskreis Kultur initiiert hatte. Die Idee hatte der damalige WLB-Intendant Jürgen Flügge aus der schwedischen Partnerstadt Norrköping mitgebracht. Dahinter stand der Gedanke, einem breiten Publikum die Vielfalt und Qualität der lokalen Kulturszene zu zeigen. Der damalige Kulturreferent Peter Kastner hatte aus der Idee der Kulturnächte später das dreitägige Festival „Stadt im Fluss“ entwickelt, das anfangs alle zwei Jahre veranstaltet wurde und mittlerweile alle drei Jahre stattfindet.
Themen
Der Titel des Festivals verrät viel über das Konzept: Esslingen ist eine Stadt am Fluss, die geprägt ist vom Neckar und seinen Kanälen. In einer Stadtgesellschaft ist aber auch vieles im Fluss, was sich in den Beiträgen zeigt. Jedes Festival folgt einem eigenen Konzept – mal war es Susanne Hinkelbeins unvergessliche Stadtoper, ein andermal wurde Esslingen zur „Stadt der Frauen“, dann stand der Mythos des sagenumwobenen Atlantis im Fokus, zuletzt wurde die „Stadt im Überfluss“ thematisiert.