Seit einem halben Jahrhundert gibt es die Esslinger Kunstakademie. Das wird gefeiert – natürlich auf sehr kreative Art und Weise.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Für die einen bietet die Kunstakademie Esslingen die Möglichkeit, ihre künstlerische Kreativität auszuleben. Für die anderen ist sie ein Regenerationsort, um nach Lebenskrisen wieder die eigene Mitte zu finden. Und für manchen ist sie schlicht Heimat.

 

So wie für Angelika Hentschel: Vor mehr als 30 Jahren hat sie ihre ersten Kurse bei Diether Kast, dem Gründer der Esslinger Kulturinstitution, belegt. Seit 18 Jahren ist sie selbst Leiterin der Kunstakademie und kann an diesem Wochenende in den Räumen in der Fritz-Müller-Straße 1 zusammen mit dem künstlerischen Leiter Kurt Grunow und ganz vielen Gästen das 50-jährige Bestehen feiern.

Besondere Begegnungsstätten im öffentlichen Raum

Am Samstag, 17. November, von 13 bis 17 Uhr wird dabei beim Tag der offenen Tür der erste Teil des mit der Volkshochschule und der Katholischen Erwachsenenbildung entwickelten Projekts „Tischkultur. Weltwerkstatt“, die Ausstellung „Urban Sketchers“, eröffnet. Das Ziel ist es, aufzuzeigen, wie besondere Begegnungsorte im öffentlichen Stadtraum geschaffen werden können. Seine Fortsetzung erlebt das Projekt eine Woche später in der Stadtbücherei mit dem Zeichenfest „Kalt & Warm“, bei dem rund um ein gemeinsames Mittagessen Menschen in einem Workshop angeleitet werden, als Zeichnerinnen und Zeichner die Welt zu sehen und zu verarbeiten. Den Abschluss bildet eine weitere Ausstellung im Februar in der Volkshochschule, bei der die im Workshop entstandenen Werke gezeigt werden.

Die Akademie stößt finanziell an ihre Grenzen

Zweiter Teil der eigentlichen Kunstakademie-Geburtstagsfeier ist der offizielle Empfang am Sonntag, 18. November, um 11 Uhr, bei dem der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Laudatio halten wird. Natürlich wird dabei auch die finanzielle Situation der Kunstakademie anklingen. Mehr als 95 Prozent des 150 000-Euro-Etats stemmt der Verein aus eigenen Kräften. Das ist für eine Kultureinrichtung eine in der Tat beachtliche Leistung. Doch mittlerweile stößt die Kunstakademie an ihre Grenzen. Bisher hat es der Esslinger Gemeinderat jedoch stets abgelehnt, die aktuelle Dauerförderung von 5000 auf 10 000 Euro zu verdoppeln. Noch in diesem Jahr soll der Kulturausschuss erneut über das Thema beraten.

Die Organisatoren haben gute Argumente für ihre Wünsche. In den vergangenen 50 Jahren haben weit mehr als 5000 Menschen die Angebote – feste Kurse, Workshops oder Vorbereitungsklassen für angehende Kunststudenten – genutzt. Aktuell sind es jährlich mehr als 200 Schülerinnen und Schüler, die in das durchaus charmante ehemalige Industriegebäude kommen. In der Akademie stehen drei Atelierräume, eine Druckwerkstatt, eine Bildhauerwerkstatt, ein Ausstellungsraum und ein Foyer zur Verfügung, in dem auch Vorträge angeboten werden. Gute Erinnerungen haben Angelika Hentschel und Kurt Grunow noch an das Vorjahresprojekt „Ist Freiheit nur eine innere Einstellung?“ bei dem sich die Kunstakademie mit Aktionen, Ausstellungen, Vorträgen, Aufführungen und Konzerten dem Thema genähert hat. Damit ist sie ihrem Ziel, auf breiter Basis Zugänge zu moderner zeitgenössischer Kunst zu schaffen sowie Denkanstöße zu geben, sehr nah gekommen.