Die Erkenntnis der Kulturanalyse ist richtig, die Folgerungen der Politik helfen den Esslinger Kulturtreibenden aber nur wenig weiter, meint unser Autor Kai Holoch.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass sich der gewaltige Aufwand nicht gelohnt hat. Dass Esslingen möglichst bald eine möglichst große, moderne Stadtbücherei braucht, hat man auch ohne Kulturkonzeption gewusst. Und dass die Stadt es möglichst vielen Menschen ermöglichen will, das kulturelle Angebot zu nutzen, ist natürlich erfreulich. Allerdings stellt sich die Frage, welcher arme Mensch, der sich vom kommenden Jahr an um kulturelle Bildung und Teilhabe kümmern soll, diese Mammutaufgabe bewältigen kann. Dass diese beiden Projekte die einzigen sind, die in der Gemeinderatsvorlage als vorrangig eingestuft werden, ist mager. Da hilft es auch nicht, dass – unter ferner liefen – zumindest noch der Wunsch der freien Kulturszene nach einem Produktionszentrum genannt wird.

 

Doch der erste Eindruck täuscht. Wer sich intensiv mit der Konzeption von Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer beschäftigt, findet dort nicht nur eine sehr treffende, überaus detaillierte Beschreibung des Istzustands der Esslinger Kulturszene. Stegmayer nennt auch schonungslos die Defizite – sei es die fehlende Ausstrahlungskraft der meisten Institutionen über die Stadtgrenzen hinaus, sei es der miserable Zustand vieler Gebäude, in denen Kultur getrieben wird. Die Kulturkonzeption versäumt es aber, diese Erkenntnisse in klare Forderungen umzuwandeln. Angesichts der Millionensummen, die deren Umsetzung kosten würde, hat den Verantwortlichen bei der Stadt wohl ein bisschen der Mut dazu gefehlt. Das ist einerseits verständlich, andererseits schade.