Allerorten wird der Mangel an Zusammenhalt beklagt. In der Pliensauvorstadt zeigen Ehrenamtler, wie man dagegen angeht: Mit Musik, gutem Essen, Zwanglosigkeit sowie der Liebe zum Detail.

Wie Ehrenamtler ihre Arbeit zum Fest werden lassen, haben am Samstagabend die Bewohner von Esslingens Pliensauvorstadt demonstriert: Etwa 400 Menschen kamen, um auf dem Roten Platz mit dem Verein „Pliensauvorstadt  live“ das Herbstfest „Vorspiel“ in der Vorstadt zu feiern. Im Vorprogramm spielte Joe Bennick, dem eine Gitarre und seine rauchige Stimmte genügte, um die Bühne auszufüllen und die Aufmerksamkeit des Publikums zum bekommen. Gegen 20 Uhr trat dann Rockröhre Ina Morgan mit ihrer Band auf, die bereits mit Udo Lindenberg und Chris Norman von der Band „Smokie“ auf der Bühne stand und unter anderem in Wacken spielte. Der Eintritt war frei.

 

„Kuschlige Atmosphäre“ beim „Vorspiel“ in der Pliensauvorstadt. Foto: Bulgrin

Nicht nur die Musik, sondern alles an diesem Fest ist handgemacht: Von der Organisation über die Dekoration bis zum Vorbereiten und Braten der Burger wird alles von Freiwilligen des Vereins abgespult. „Pliensauvorstadt live“ hat sich das Organisieren von Festen ins Programm geschrieben, trägt damit aber auch viel für den Zusammenhalt im Stadtteil bei.

Der Verein veranstaltet auch das „Festival“ am Roten Platz im Sommer aus und organisiert für den Bürgerausschuss, den Förderverein der Pliensauvorstadt und das Mehrgenerationen- und Bürgerhaus das Stadtteilfest, das ebenfalls im Sommer mit mehreren tausend Gästen gefeiert wird. Wie das funktioniert, schildert die Vereinsvorsitzende Pia Erbil im Hinblick auf den geschmückten Blumenbrunnen am Roten Platz. „Wir waren zu dritt. Ich habe mir die Nachbarin und die Frau dort am Grill geschnappt.“ Pia Erbil zeigt auf ein Haus und auf eine Frau am Burgerstand. „Und dann haben wir das gemacht. Dann hatten wir noch drei Männer, die haben die Kisten hierhergeschleppt und den Platz sauber gemacht.“

So funktioniert der Zusammenhalt

Das Motto des Vereins: „Wir brauchen Bessermacher, keine Besserwisser. Jeder, der sich einbringt, ist willkommen.“ Wie sich dann jeder einbringt, bleibt jedem selbst überlassen. Rena Farquhar, die auf dem Zollberg wohnt, aber ebenfalls Mitglied im Verein ist, erklärt, wie es geht: „Alles passiert über eine Gruppe auf Whatsapp.“ Wenn die Nachricht komme, dass Leute fürs Schnippeln gebraucht werden, etwa von Zwiebeln für die Burger, dann meldet man sich. Erbil: „Jeder darf sich einbringen und so viel machen, wie er will und kann. Alles ist familiär und zwanglos.“

Genauso kommt dann auch das Fest daher: familiär und zwanglos. Die vielen Details der Dekoration, die selbst gemachten Burger, der Wein vom Teamwerk, aber auch eine Umzäunung des Festplatzes ergeben eine „kuschelige Atmosphäre“, wie Erbil das Ambiente umschreibt. Gegen 22 Uhr war am Samstagabend Feierabend und die Burger fast alle verkauft, womit ein Teil der Gage für die Musiker bezahlt werden konnte. Einige blieben noch übrig. Sie wurden nach dem Aufräumen am Sonntag verzehrt. Danach gingen Pia Erbil und einige andere Helfer zum Zollberg-Bürgerfest, wo sie auf eine Bekannte trafen: Rena Farquhar, die sich unter anderem für die FDP im Gemeinderat engagiert, ist auch hier aktiv.