Esslinger Radler pochen auf Rampe „Stadt torpediert eigene Klimaziele am Neckarufer“
Nach den Grünen und Linken im Gemeinderat pochen auch die Radaktivisten von ADFC und VCD auf eine provisorische Rampe für den Neckartalradweg.
Nach den Grünen und Linken im Gemeinderat pochen auch die Radaktivisten von ADFC und VCD auf eine provisorische Rampe für den Neckartalradweg.
Esslingen - Die Grünen und die Linken im Esslinger Gemeinderat haben erst vor wenigen Tagen noch einmal darauf gedrängt, dass die Stadt Esslingen die provisorische Baustraße am Neckarufer asphaltieren lässt. Dadurch soll Radlern eine Umfahrung der Schiebestrecke hinter dem Bahnhof ermöglicht werden. Jetzt untermauern auch die lokal Engagierten vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) noch einmal ihre Forderung, mit der sie bereits Ende des vergangenen Jahres vorgeprescht waren. „Die Stadt Esslingen torpediert ihre eigenen Klimaziele am Neckarufer“, kommentieren sie die bisherige Haltung des Rathauses. Doch die Verwaltung sieht nach wie vor wenig Sinn darin, dort ein 130 000 Euro teures Provisorium für ein halbes Jahr einzurichten.
Anlass für den erneuten Vorstoß der Ratsfraktionen und Radaktivisten war die Fertigstellung der neuen Fußgänger- und Radlerbrücke über den Rossneckar, die das marode Vorgängermodell am Neckarufer ersetzt. „Mit der neuen Rossneckarbrücke ist dieser wichtige Punkt der Neckaruferverbindung fit für die klimaneutrale Esslinger Zukunft”, sagt Petra Schulz, Kreisvorsitzende des VCD. Das nütze aber erst einmal nichts, solange die Verbindung im weiteren Verlauf hinter dem Bahnhof fürs Radfahren weiter gesperrt bleibe. „20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen werden heute vom Verkehr verursacht, mit steigender Tendenz”, zitiert Schulz das Umweltbundesamt. „Uns bleiben nur noch wenige Jahre, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen.” Grundlage für den Esslinger Klimaschutz sei aber eine funktionierende Neckartal-Radverbindung. „Deshalb muss die Stadt jetzt handeln.“
In der zeitsparenden, erholsamen und sicheren Verbindung am Neckarnordufer schlummere sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer ein „enormes Potenzial für gute Mobilität und Klimaschutz”, darin ist sie sich mit Joachim Schleicher vom ADFC einig.
Lesen Sie aus unserem Angebot: Stadt präsentiert neues Mobilitätskonzept
Seit 2017 leitet die Stadt den überregionalen Neckartalradweg über den Bahnhofsvorplatz um. „Mitten durch die querenden Fußgängerströme: Das funktioniert für beide Nutzergruppen nicht“, bemängelt Schleicher. Für Klimaschutz im Verkehr brauche es aber wirksame Einladungen zum zu Fuß Gehen und zum Radfahren. Das Rathaus stelle seit Jahren durch den – vom Land vorangetriebenen – Radschnellweg Abhilfe in Aussicht. „Neckaruferpark und Radschnellweg werden aber erst in einigen Jahren fertig sein. Bis dahin braucht es eine funktionierende Lösung“, sagt Schulz und drängt auf die Nutzung der Rampe auf den Bahndamm als Übergangslösung. Das fein geschotterte, breite und steigungsarme Provisorium lasse sich aktuell schon gut befahren.
Die Gemeinderatsfraktionen der Grünen und Linken hatten einen entsprechenden Antrag bereits zu Jahresanfang gestellt. Sie hatten nunmehr noch einmal um einen Ortstermin mit der Verwaltung gebeten, um die Rampe und Weiterführung auf dem Bahndamm zu begutachten und nach einer Lösung zu suchen. Den stelle die Verwaltung auch gerne in Aussicht, betont Rathaussprecher Niclas Schlecht einmal mehr.
Gleichwohl bleibe sie bei ihrer Auffassung, dass sich die Asphaltierung der bisherigen Baustraße nicht lohne, weil Anfang nächsten Jahres die Bauarbeiten für den neuen Neckaruferpark zwischen Bahngleisen und Fluss starten würden und eine Durchquerung des ohnehin schmalen Streifens aus Sicherheitsgründen dann nicht mehr möglich sei. Dass die Stadt mit diesem Standpunkt ihre Klimaziele torpediere, dementiert Schlecht. Man habe ein umfangreiches Paket für Radfahrende geschnürt, das man auch nach und nach umsetze.