Die Teams der Esslinger John F. Kennedy-Schule haben beim Deutschen Gründerpreis mit Spitzenplätzen überzeugt.

Esslingen - „Famoso“ haben Nicole Schumann, Sabrina da Silva Ferreira und Valerina Lushaj den Fahrradhelm mit integriertem Airbag genannt, mit dem sie ins Rennen um den Deutschen Gründerpreis 2018 für Schüler gegangen sind. Eine famose Idee, den die drei Schülerinnen der Esslinger John F. Kennedy-Schule haben unter bundesweit 783 teilnehmenden Teams den siebten Platz belegt.

 

Noch besser, auf dem dritten Platz, hat ein weiteres Schulteam des Wirtschaftsgymasiums aus Esslingen-Zell abgeschnitten. Ina Schwarz, Fabian Dreizler und Maxim Maichel haben die Jury mit einer Kleidungs-App überzeugt, mit der sich alle Angebote, seien sie von kommerziellen Anbieter oder von privaten Usern online nach eigenen Wünschen zusammenstellen und zusätzlich im Preis vergleichen lassen.

Sicherlich, Airbag im Fahrradhelm und die Kleidungs-App sind nur fiktiv, ein Planspiel. Real ist allerdings der Anspruch, die Idee mit einem professionellen Businessplan zu befördern. „Wir bilden Kaufleute aus, keine Ingenieure. Dabei funktioniert das Planspiel wie bei einem Start-Up im richtigen Leben. Der einzige Unterschied ist, dass Jungunternehmer ihren Finanzplan der Bank vorlegen müssen, während unsere Schüler mit ihrer Idee vor einer Fachjury des Gründerpreises bestehen müssen“, sagt Frank Swoboda, der Schulleiter des Wirtschaftsgymnasiums an der John F. Kennedy-Schule.

Seminarkurs statt Arbeitsgemeinschaft

Die Frage nach dem Erfolgsrezept – immerhin sind zwei weitere Teams der Schule auf den Plätzen 59 und 108 und damit weit vorn im Teilnehmerfeld des vom Bundesministerium für Wirtschaft unterstützen Wettbewerbs gelandet – führt direkt zu ihm und dem zweiten Erfolgstrainer, Tobias Schneckenburger. Die beiden Pädagogen haben die vier Schülerteams fachlich auf den Wettbewerb vorbereitet.

„Nachdem wir vor zwei Jahren schon einmal mit den Plätzen 24 und 31 ziemlich weit vorn gelandet sind, haben wir beschlossen, die Sache noch professioneller anzulegen“, sagt Swoboda. Damals hatten sich die Schülerteams noch im Rahmen einer unverbindlichen Arbeitsgemeinschaft auf den Gründerwettbewerb vorbereitet, inzwischen machen sie es im Rahmen eines Seminarkurses. „Da zählt dann die Note auch zum Abi-Schnitt“, sagt Swoboda. Nicole Schumann, Sabrina da Silva Ferreira und Valerina Lushaj haben erst einmal ein Produkt finden müssen, anhand dessen sie ihr Planspiel aufziehen wollten. „Was braucht die Menschheit noch, was es noch nicht gibt“, formuliert Swoboda die offene Fragestellung bewusst flapsig. Eine Marktanalyse hat zwar ergeben, dass die Firma Hövding mit einer ähnliche Idee inzwischen auf dem Markt ist. „Dabei handelt es sich jedoch um einen Schal, der sich beim Sturz zu einem Luftkissen aufbläst. Wenn die Funktion ausfällt, gibt es auch keinen Schutz. Unser Helm dagegen schützt immer“, sagt Nicole selbstbewusst.

Die Idee ist in Nachtschichten und am Wochenende gereift

Um die Idee zu Papier zu bringen, waren viele Nachtschichten und Wochenend-Treffen notwendig. Das über die Schulstunden weit hinausgehende Engagement, Durchhaltevermögen, ein gutes Zeitmanagement und Teamgeist sind laut Swoboda die Eigenschaften, die ein Siegerteam ausmachen. Und Verschwiegenheit. „In dieser Findungsphase sind die Teams Konkurrenten auch an der eigenen Schule. Da geht es darum, Geheimnisse zu bewahren“, sagt der Pädagoge. Auch die Lehrer müssen Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen, ebenso wie der Unternehmenspate. Das Mädchen-Trio hat sich Stefan Dietl, den Ausbildungsleiter den Automatisierungsspezialisten Festo, als fachlichen Beistand ins Boot geholt. „Er hat immer ein offenes Ohr für uns gehabt. Und er hat gesagt, der Famoso ließe sich auch realisieren. Es würde sich lohnen, an der Idee dranzubleiben“, sagt Valerina. Zuerst steht nun aber das Abi im kommenden Jahr an.

Danach werden sich die Wege in Ausbildung und Studium wohl trennen, auch wenn die drei eine weitere Zusammenarbeit nicht ausschließen wollen. „Wir können uns gut vorstellen, danach ein Unternehmen zu gründen“, haben sie die Gründerpreis-Jury wissen lassen. Das neben dem Sachpreis von 500 Euro und der gläsernen Siegerstele geschnürte Gewinnerpaket – ein viertägige Coaching-Seminar in der Uckermark, der garantierte Praktikumsplatz in einem Start-Up-Unternehmen und die Mitgliedschaft im Alumni-Verein der ehemaligen Sieger – soll ja schließlich nicht umsonst gewesen sein.

Neben den beiden ausgezeichneten Teams hat die John F. Kennedy-Schule zwei weitere Schülergruppen ins Rennen geschickt. Das Team „Mirabilia“ belegte mir seiner Website zum Einrichten und Umstellen von Zimmern Platz 59. Die Website ermöglicht eine virtuelle Raumplanung, in dem bereits gekaufte und neue Möbel eingefügt werden können, um den neu gestalteten Raum bequem vorab zu betrachten. Das Team „Prismwater“ und sein wassersparenden Duschkopf, der über LED-Licht-gefärbtes Wasser dem Nutzer beim Duschen nicht nur anzeigt, wann er die wassersparende Phase verlässt, sondern der über eine App auch zu freundschaftlichen Wassersparwettkämpfen in der Familie oder mit Freunden einlädt, landete auf Platz 108.

Der Deutsche Gründerpreis für Schüler ist 1999 an den Start gegangen. Seitdem haben 80 000 Jugendliche teilgenommen. In dem internetbasierten Wettbewerb verwandeln die Teams ihre Ideen in fiktive Unternehmenskonzepte, inklusive Business-Plan und Marketing-Strategie.