Der Klimawandel wird in in den nächsten Jahrzehnten doppelt so viele Hitzetag bringen. Mit künstlicher Bewässerung und neuen Baumsorten kämpft das Grünflächenamt in der Stadt Esslingen dagegen an.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Gießen, gießen, gießen“, das war die Parole, die das städtische Grünflächenamt in Esslingen für das Trockenjahr 2018 ausgegeben hat. Normalerweise wässert das Grünflächenamt nur Bäume, die jünger als drei Jahre sind, doch bei der extremen Dürre im vergangenen Sommer wurde das Alter auf fünf Jahre hochgesetzt. Das aber bedeutete, dass die städtischen Gärtner beinahe die doppelte Arbeit hatten. Denn statt 600 Bäume mussten sie in diesem Jahr 1000 Bäume mit Wasser versorgen. Aber nicht nur die Jungspunde brauchten mehr Pflege, auch Bäume, die sehr starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, mussten zusätzlich gegossen werden.

 

Denn die Hitze und die Trockenheit bringen die Bäume dazu, ihre Energie nicht in Wachstum zu investieren, sondern in Blüten und Früchte. Das kostet sie zusätzlich Energie und so könnten die Esslinger Straßenbäume nach großer Trockenheit regelrecht in Lethargie versinken, berichtete Gebhard Räcke, der beim Esslinger Grünflächenamt für die Pflege der Freiflächen zuständig ist. Doch die Bäume müssten wachsen, damit sie ihre Funktion als städtische Schattenspender und Sauerstofflieferanten erfüllten.

Bäume werten nicht nur das Stadtbild auf

Schon ein einziger großer Straßenbaum kühlt durch Schatten und Verdunstung seine Umgebung um bis zu drei Grad ab und erhöht die Luftfeuchtigkeit deutlich. Für die Ausdehnung des Kühleffekts ist dagegen die Zahl der Bäume entscheidend. Je mehr Fläche mit Baumkronen bedeckt ist, desto weiter strahlt die Kühle einer Grüninsel in die Stadt hinaus. Gleichzeitig filtern Bäume Emissionen aus der Luft und dem Boden, werten das Stadtbild auf und bieten einen Lebensraum für Vögeln und Insekten. Außerdem wirken sie sich positiv auf die menschliche Psyche aus.

Im technischen Ausschuss des Esslinger Gemeinderates hat Räcke nun die Arbeit eines Sommers zusammengefasst. 80 000 Euro kostete die Bewässerung zusätzlich, und das bei einem Budget, das seit 20 Jahren nahezu unverändert ist. Eine halbe Million Euro hat Gebhard Räcke für die rund 28 700 Bäume im Stadtgebiet zur Verfügung, davon sind 120 000 Euro Sachmittel, der Rest entfällt auf die Gärtner, damit ergibt sich ein Wert von 17,50 Euro pro Baum jährlich.

Gut für die menschliche Psyche

Das ist etwa ein Drittel des Geldes, das der Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft der Gartenamtsleiter empfiehlt, der von 58 Euro pro Baum und Jahr ausgeht. Wegen dieser Unterversorgung setzte sich Gebhard Räcke dafür ein, zwei zusätzlich Baumpfleger einzustellen. Der technische Ausschuss zeigte sich hier nicht abgeneigt.

Räcke blickte in dieser Ausschusssitzung weit in die Zukunft. Die Hitzetage in der Stadt würden sich in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln, mit all ihren Auswirkungen auf Bäume und Menschen. Deswegen experimentiert das Grünflächenamt auch mit neuen Sorten, die besser mit Hitze und Trockenheit umgehen können. Spitzahorn, Säulenginkgo, die Boulevardkirsche, Silberlinde und die Säulenulme sowie die Zelkove, eine japanische Ulmenart, sollen die heimischen Hölzer verstärken. Viele der neuen Baumarten haben eine Säulenform mit schmaler, hoher Krone. Dadurch schaffen es die Stadtgärtner, Bäume auch an solchen Plätzen zu pflanzen, an denen kein Platz für einen normalen Stadtbaum wäre.