Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und die Neckarhalde bilden ein Stadtteil-Quartett auf Esslingens Höhen. Der dortige Bürgerausschuss hat in den vergangenen sechs Jahren viel getan. Die jüngste Einwohnerversammlung hat gezeigt, dass es noch einiges Potenzial gibt.

Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und die Neckarhalde (RSKN) zählen zu den attraktivsten Esslinger Stadtteilen. Zusammenhalt, ein reges Vereinsleben sowie eine intakte Infrastruktur prägen das Bild. Wie stark der Gemeinsinn ausgeprägt ist, zeigte sich in der Einwohnerversammlung: Obwohl kontroverse Themen rar waren, kamen die Bürgerinnen und Bürger in Scharen ins Sulzgrieser Bürgerhaus, um zu erfahren und zu diskutieren, wie sich ihr Stadtteil in Zukunft entwickeln soll und kann.

 

Die Bürgerausschuss-Vorsitzende Christine Sigg-Sohn zeichnete das Bild eines lebendigen Stadtteils, in dem sich viel getan hat und der noch viel Potenzial bietet. Der Bürgerausschuss hat in seiner sechsjährigen Amtszeit dazu beigetragen, die Auswirkungen der Sperrung während der Geiselbachstraßen-Sanierung möglichst gering zu halten und den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Beim sogenannten Grenzwandelweg wurde ein Beitrag geleistet, um alte Wege wieder begehbar zu machen – auch wenn dem Ausschuss dabei manche Steine in den Weg gelegt wurden. Dass die Beleuchtung der Stäffele ins Neckartal ausgeknipst bleibt, bedauert Sigg-Sohn.

Jugendliche fordern eine Treffmöglichkeit

Die Situation von Fußgängern soll sich in Sulzgries verbessern. Foto: Roberto B/ulgrin

Der Wunsch vieler Jugendlicher nach einer Treffmöglichkeit wurde unterstützt. Um den Fußgängerverkehr sicherer zu machen, wurde ein 25-Punkte-Katalog erarbeitet. „Frustrierend war, dass vieles nicht umgesetzt werden konnte“, betont Christine Sigg-Sohn. Trotzdem wurde manches erreicht wie Verbesserungen an der Kreuzung Weidenweg und Sulzgrieser Straße oder eine sicherere Querung an der Schule, die demnächst realisiert werden soll. Zu den Herausforderungen für die Zukunft gehört die Aufwertung der Sulzgrieser Ortsmitte. Den Bürgerinnen und Bürgern gab Sigg-Sohn auf den Weg: „RSKN ist es wert, sich mit ganzer Kraft dafür einzusetzen.“

Oberbürgermeister Matthias Klopfer gab einen Überblick über Entwicklungen in der Stadt. Baubürgermeister Hans-Georg Sigel versicherte, man habe die Sulzgrieser Ortsmitte im Blick. Eine sichere Grundversorgung mit Einkauf und Dienstleistungen, aber auch für Betreuung, Pflege und Sport, bessere Erreichbarkeit und Barrierefreiheit an der Bushaltestelle am Zentrum, besseres Parken, mehr Aufenthaltsqualität und Begrünung zur Klimaanpassung sind wichtige Ziele. Hohe Priorität haben Verbesserungen für Fußgänger. Die Unterführung an der Maienwalterstraße soll in neuem Glanz erstrahlen, an der Bushaltestelle „Ebene“ soll es einen Radschutzstreifen geben. Auch für die junge Generation könnte sich etwas tun, wie Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar erläuterte. Kinder und Jugendliche wollten einen akzeptierten Treffpunkt mit Sitzmöglichkeiten, WLAN und Wetterschutz. Bayraktar sieht Chancen, den „roten Platz“ gemeinsam mit Jugendlichen attraktiver zu gestalten.

Zankapfel Sulzgrieser Straße

Wenn große Fahrzeuge an der Sulzgrieser Straße parken, wird es manchmal ganz schön unübersichtlich. Foto: privat

19 Wunschthemen waren in einer Online-Befragung aus der Mitte der Bürgerschaft angemeldet worden – eines der meistgenannten war die Situation für Fußgänger und Radfahrer im Zentrum Sulzgries. Teresa Engel, die Leiterin der Stabsstelle Mobilität, gab Einblicke in die Arbeit am Klimamobilitätsplan und am integrierten Rad- und Fußverkehrskonzept. Geplant sind einige Verbesserungen. So wurde der Rad- und Fußweg vom Bonus-Markt zur Hertfelderstraße besser befahrbar gemacht, Möglichkeiten einer Verbreiterung wurden geprüft, wobei eine Zuhörerin die damit verbundene Versiegelung monierte. Wenig Hoffnung konnte Teresa Engel auf Verbesserungen in der Pfarrstraße machen. Die letzte Möglichkeit, die geprüft wird, wäre eine teilweise Sperrung.

Dagegen hat die Stadt eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie sich die Parksituation zwischen dem Sulzgrieser Zentrum und dem Bürgerhaus verbessern ließe – etwa durch Halteverbote, Baumbeete und Gehwegvorbauten, die den Verkehr bremsen und Fußgängern das Überqueren erleichtern. Schon länger regt sich Kritik, weil entlang der Sulzgrieser Straße Wohnmobile und andere größere Fahrzeuge parken. Wie umstritten die dortige Situation und mögliche Korrekturen sind, hat sich in der Bürgerversammlung gezeigt. Yalcin Bayraktar verwies auf eine Verkehrsschau vor Ort, bei der mögliche Verbesserungen diskutiert worden waren. Bayraktar warb um Verständnis: „Manche Probleme lassen sich nicht gänzlich lösen.“ Dasselbe gelte auch für den unerlaubten Durchgangsverkehr durch die Weinberge, der von Zuhörern moniert wurde. Dass der Vorschlag, auf Google einzuwirken, dass diese Verbindungen nicht mehr empfohlen werden, Erfolg bringen könnte, glaubt OB Klopfer nicht.

„Sulzgrieser Bürgerhaus ist nicht gefährdet“

Die Zukunft ihres Bürgerhauses treibt viele Sulzgrieser um. Foto: Roberto B/ulgrin

Und schließlich treibt die Zukunft des Bürgerhauses, das von einer Stiftung betrieben wird, viele Menschen um. Finanzbürgermeister Ingo Rust ließ wissen, dass das seit einigen Jahren verzeichnete Defizit das Stiftungskapital so weit schrumpfen ließ, dass das Regierungspräsidium Alarm schlug. Nun sucht man nach Möglichkeiten, Kosten zu senken und Erträge zu erhöhen. Ansonsten müsse die Stadt stärker ins Boot geholt werden, so Rust, der versicherte: „Das Bürgerhaus ist in seinem Bestand nicht gefährdet.“

Kommen und Gehen im Bürgerausschuss

Abschied
Gewöhnlich dauert die Amtszeit der Esslinger Bürgerausschüsse drei Jahre. Doch in Coronazeiten gab es keine Einwohnerversammlungen, und damit waren Neuwahlen nicht möglich. Deshalb war der Bürgerausschuss RSKN ganze sechs Jahre im Amt. Nun wurde er neu gewählt – nur vier der bisherigen Ausschuss-Mitglieder traten wieder an. Verabschiedet haben sich nach jeweils 15 Jahren Bettina Scheuing und Michael Wolter, nach jeweils zwölf Jahren Tobias Clauß, Rolf Storr und Doris Metz, nach jeweils neun Jahren Matthias Berg, Constanze Korz, Claudia Behrendt, Christine Kispert und Susanne Rommel. Jeweils sechs Jahre waren Christian Diehl und Oliver Jahn im Ausschuss. Schon vor der Neuwahl waren Bernhard Winkler, Jörg Grüner, Friedemann Bayer und Dominik Steenken ausgeschieden. Mit großem Beifall wurde die profilierte Vorsitzende Christine Sigg-Sohn verabschiedet, die dem Bürgerausschuss zwölf Jahre lang angehört hatte. Für ihre Verdienste wurde sie mit der städtischen Silbermünze ausgezeichnet.

Neubeginn
13 Kandidatinnen und Kandidaten traten zur Neuwahl des Bürgerausschusses an und wurden allesamt gewählt. Stimmenkönigin wurde Sabine Watzko (148 Stimmen). Auf den weiteren Plätzen folgten Matthias Vetter (144 Stimmen), Dieter Clauss, Erdal Özdogan und Dirk Rupp (jeweils 137), Sabrina Essel (129), Anja Heller-Kemp und Uta Korzeniewski (jeweils 121), Patrick Störmer (116), Jörg Exner (115), Marion Schmid-Moeck (113), Christine Sing (112) und Christoph Müller (98 Stimmen).