Der Ausbau des O-Bus-Netzes – oder doch lieber auf rein batteriebetriebene Busse setzen – der Esslinger Gemeinderat hatte die Qual der Wahl.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - San Francisco, Sidney, Zürich und Luzern“: Genüsslich hat der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger am Montag in der Gemeinderatssitzung jene Städte aufgezählt, die auf den Ausbau der O-Bus-Technik setzen. Und mittendrin ist und bleibt auch in Zukunft Esslingen.

 

Denn mit hauchdünner Mehrheit – bei 21 Ja- und 20 Nein-Stimmen – ist das Gremium dem Antrag der Verwaltungsspitze gefolgt. Dieser sieht vor, dass vom 1. Juli 2018 an der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) rund 63 statt wie bisher 51 Prozent der Buslinien im Esslinger Stadtgebiet bedient. Verbunden ist dies mit dem Auftrag, den SVE möglichst schnell zu einem reinen elektromobilen Verkehrsunternehmen umzubauen. Spätestens in zehn Jahren – möglichst aber deutlich früher – soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Momentan bedient der SVE 21 Prozent des Busnetzes elektromobil. Dieser Anteil soll nun verdreifacht werden.

Mit dieser Entscheidung wolle die Stadt einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Kohlendioxid- und Stickoxid-Ausstoßes in Esslingen leisten, sagt Zieger. Angesichts drohender Sanktionen wegen zu hoher Belastungen und weil auch Fahrverbote in der Altstadt zu befürchten seien, müsse die Stadt möglichst schnell einen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten. Die O-Bus-Technik und der Einsatz von Elektrohybridbussen habe sich in der Testphase im vorigen Jahr bewehrt. Zieger: „Mit dem ersten rein elektrisch fahrenden Busbetrieb in Baden-Württemberg setzen wir uns an die Spitze der Bewegung und zeigen, dass der öffentliche Nahverkehr einen noch größeren Anteil zum Klimaschutz bringen kann.“ Um das Ziel zu erreichen, wird nun das O-Bus-Netz in der Stadt ausgebaut. Weitere 3,6 Kilometer O-Bus-Infrastruktur sollen vor allem im Esslinger Norden entstehen. Zusätzlich werden im Lauf der kommenden Jahre neun Elektrohybridbusse angeschafft.Der für den Städtischen Verkehrsbetrieb zuständige Bürgermeister Ingo Rust sagte mit Blick auf die anstehenden Aufgaben: „Nun müssen SVE und Verwaltung den Plan schnellstmöglich in die Realität umsetzen.“

Für den Verwaltungsvorschlag stimmten die SPD, die Grünen, die Linke, Für Esslingen und der Oberbürgermeister selbst. Auf komplette Ablehnung stieß der städtische Vorstoß im bürgerlichen Lager: CDU und FDP stimmten geschlossen dagegen.

Noch vor wenigen Jahren habe man im Gemeinderat wegen der Ineffektivität über die Schließung des SVE beraten, und nur deshalb darauf verzichtet, weil die Stadt bei einer Betriebsauflösung einen zweistelligen Millionenbetrag an Steuern hätte nachzahlen müssen, erklärte der CDU-Fraktionschef Jörn Lingnau. Dass man nun eben diesem SVE weitere Strecken zuschanze, obwohl es ernst zu nehmende Angebote von privaten Busunternehmen gebe, mit Hilfe von batteriebetriebenen Bussen die Strecken zu bedienen, sei nicht nachzuvollziehen. Mit dem Ausbau der O-Bus-Linien stürze man sich in Investitionen, ohne zu wissen, ob diese Technik in zehn Jahren überhaupt noch führend sei.

Auch Jörg Zoller von den Freien Wählern wandte sich gegen die Verwaltungspläne. Er forderte einen Ausbau der E-Mobilität mit Augenmaß. Zudem machte er geltend: „Leistungen, die privat erbracht werden können, müssen nicht von der öffentlichen Hand übernommen werden.“ Letztlich setzten sich aber die Befürworter des O-Bus-Linienausbaus durch.