Esslinger Wahrzeichen saniert Der Dicke Turm zeigt sich in neuem Glanz

Für OB Matthias Klopfer ist der runderneuerte Dicke Turm zu einem Symbol für bürgerschaftliches Engagement geworden. Foto: Roberto Bulgrin

Jahrelang stand der Turmsaal im Dickem Turm leer. Nun wurde der repräsentativste Raum des Esslinger Wahrzeichens nach aufwendiger Renovierung wieder eröffnet.

Hoch über den Dächern der Altstadt thront der Dicke Turm, der das Bild der Esslinger Stadtsilhouette seit Jahrhunderten prägt. Doch für viele ist er weit mehr als nur ein historisches Bauwerk. Lange Zeit war der Turm die gute Stube der Stadt, wo zumindest die besser Betuchten besondere Anlässe zu feiern pflegten. Doch seit in der dortigen Gastronomie 2011 die Lichter ausgeknipst wurden, war es lange Zeit still um den Dicken Turm. Nun feiert er sein Comeback: Mit der Einweihung des stilsicher renovierten Turmsaals ist die letzte Etappe einer aufwendigen Sanierung geschafft. Dass die Stadt dieses millionenschwere Projekt stemmen konnte, war nur möglich, weil neben der Initiative Turmwächter und dem Burgverein auch viele Bürgerinnen und Bürger die Turmsanierung zu ihrem Herzensanliegen gemacht und Spenden beigesteuert hatten.

 

Es war ein langer Weg, bis die Stadt die Sanierung des Esslinger Wahrzeichens in Angriff nahm. Und selbst als sich 2014 mit den Turmwächtern eine Initiative gegründet hatte, um dieses Projekt mit bürgerschaftlichem Engagement voranzutreiben, fand der Gedanke einer Turmsanierung in der damaligen Rathausspitze zunächst nicht nur Beifall. Umso stolzer durfte Turmwächter-Gründerin Petra Helmcke am Rande der Einweihungsfeier für den neuen Turmsaal nun feststellen: „Das ist sehr gut gelungen. Es ist schön zu sehen, was man in unserer Stadt gemeinsam erreichen kann.“

Ein Kompliment vom Esslinger OB

Mit ihrer Initiative Turmwächter hatte Petra Helmcke den Stein ins Rollen gebracht. Foto: privat

OB Matthias Klopfer vergaß nicht, allen zu danken, die das Projekt möglich gemacht hatten. „Viele haben bei der Turmsanierung Hand in Hand gearbeitet“, betonte der Oberbürgermeister. „Verwaltung und Gemeinderat, Handwerker und Planer, Burgverein und Turmwächter, aber auch viele große und kleine Spenden haben zum Gelingen beigetragen. So wird der Turm zum Symbol für bürgerschaftliches Engagement. Kompliment für das, was hier geleistet wurde.“

Für Finanzbürgermeister Ingo Rust, der die Turmsanierung im Rathaus federführend betreut hat, war es „ein Tag großer Freude“ – zumal der dritte Bauabschnitt, der mit rund 900 000 Euro kalkuliert war, sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen geblieben war. 2015 wurde ein Sanierungsplan für die gesamte Burganlage aufgestellt, allerdings mit Einschränkung: Die Außensanierung war für die Stadt finanzierbar, für die Innensanierung musste eine andere Lösung her. So wurde der Gedanke eines Bürgerprojekts vertieft, der nun zum Erfolg geführt hat. Dafür dankte Rust Hagen Schröter und dem Burgverein sowie Petra Helmcke und den Turmwächtern. Ein wesentlicher Baustein war neben dem Engagement vieler Esslingerinnen und Esslinger aber auch der Beschluss des Gemeinderats, jeden gespendeten Euro aus dem Stadtsäckel zu verdoppeln.

Nachdem die ersten beiden Bauabschnitte, die unter anderem die Wiedereröffnung der Burgstube ermöglicht hatten, bereits abgeschlossen waren, kam nun der dritte Bauabschnitt zum Abschluss. Unter anderem sind ein zweiter Rettungsweg und ein barrierefreier Zugang zum Turmsaal entstanden, Catering-Einrichtungen wurden geschaffen, die altersschwachen Fenster wurden denkmalgerecht ausgetauscht, Bodenbeläge und Wandoberflächen wurden überarbeitet. Erhalten geblieben ist der mächtige Kronleuchter, der nun etwas höher hängt, um den Raum luftiger wirken zu lassen. Turmsaal-Nutzern steht die nötige Veranstaltungstechnik zur Verfügung, und sollte das Lagezentrum der Stadt in Notsituationen ausweichen müssen, wird auch dafür im Turmsaal die nötige Technik vorgehalten.

Künftig wird im Esslinger Turmsaal wieder gefeiert

Ein beliebtes Postkartenmotiv: Malerisch thront der Dicke Turm über Esslingen. Foto: Roberto Bulgrin

Künftig wird auch der Turmsaal von der städtischen Veranstaltungsgesellschaft Esslingen live vermarktet. In Bankettbestuhlung finden dort 90 Personen Platz, in Reihenbestuhlung 160 Gäste. „Die Nachfrage ist groß – wir haben schon eine ganze Reihe von Reservierungsanfragen“, verrät Esslingen-live-Chef Johannes Schneiderhan.

Der Dicke Turm und sein Comeback

Geschichte
 Die Esslinger Burg und mit ihr der um 1527 gebaute Dicke Turm gehören zur einstigen Stadtbefestigung. Anfangs hatte der Turm mit seinen bis zu sechs Meter dicken Mauern ein flaches Kegeldach, das jedoch um 1800 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. 1887 entstand die heutige Haube, der Turm diente als Aussichtsplattform. Zum Stadtjubiläum 1977 wurde die Burg aufwendig renoviert. Der Dicke Turm beherbergte danach ein Restaurant, das eine der besten gastronomischen Adressen in Esslingen war.

Gegenwart
2011 wurde das Restaurant im Dicken Turm geschlossen, neue Pächter fanden sich nicht. Lange schien es, als sollte sich daran so rasch nichts ändern, weil die Stadt die Sanierungskosten zunächst auf bis zu sieben Millionen Euro geschätzt hatte. 2014 gründete Petra Helmcke mit vielen Freunden des Esslinger Wahrzeichens die Initiative Turmwächter, die später zum Verein wurde und sich für die Sanierung engagierte. Der Burgverein und sein Vorsitzender Hagen Schröter machten den Turm ebenfalls zu ihrem Anliegen. 2018 beschloss der Gemeinderat, jeden für die Turmsanierung gespendeten Euro zu verdoppeln.

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