Das letzte Radsport-Großereignis in Stuttgart, die WM 2007, war von Dopingaffären belastet. Jetzt macht sich die CDU in der Regionalversammlung dafür stark, dass in der Region eine Etappe der Deutschland-Tour 2018 veranstaltet wird. Doch noch ist alles offen.

Stuttgart - Im Jahr 2018 wird nach Jahren des Leerlaufs wohl wieder eine Deutschland-Tour der Radsportler stattfinden. Eine Etappe soll auch in der Region ausgetragen werden. Ein CDU-Antrag ist am Mittwoch in den Etatberatungen des Verbands Region Stuttgart nach kontroverser Debatte mit den Stimmen von CDU, Grünen, SPD und Linken gebilligt worden, Freie Wähler und FDP waren dagegen.

 

Dafür werden 10 000 Euro zusätzlich in den Etat eingestellt. Damit sollen aber nur die „professionelle Planung, Akquise und Koordinierung“ finanziert werden, die Kosten für die Etappe lägen höher, sagte die CDU-Regionalrätin Monica Wüllner: „Aber wir brauchen das Budget, damit wir anfangen können“.

Freie Wähler und FDP betonten hingegen, dass die Mittel aus dem Etat der Sportregion genommen werden sollten und eine Bewerbung als Etappenort in den Kommunen entschieden werden müsse. Die Region sei nicht für Sportveranstaltungen zuständig, sagte Freie-Wähler-Regionalrat Andreas Hesky, OB von Waiblingen.

CDU will große internationale Sportveranstaltungen

Nach dem Beschluss wird der Regionalverband zusammen mit der Wirtschaftsfördergesellschaft und der Sportregion versuchen, dass eine Etappe der Deutschland-Tour 2018 in der Region Stuttgart stattfindet. Wo genau, mit welchen Partnern und Städten, das ist noch offen. Die CDU will, dass die Region wieder an „alte Zeiten“ anknüpft mit Sportveranstaltungen, „die internationales Interesse wecken und den Blick in die Region Stuttgart lenken“, so der CDU-Fraktionschef und Waiblinger Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer. In der Region gebe es eine „starke Radsporttradition“, betonte Wüllner.

Wechselvolle Geschichte

Ein Etappenrennen durch Deutschland fand seit 1911 in unregelmäßigen Abständen statt, in neuerer Zeit von 1979 bis 1982 und zuletzt unter dem Namen Deutschland-Tour von 1999 bis 2008. Mit der Neuauflage um die Jahrtausendwende wurde auf den durch Jan Ullrich und Erik Zabel ausgelösten Radsportboom reagiert, das Ende war eine direkte Folge der zahllosen Dopingaffären und dem dadurch ausgelösten Rückgang des öffentlichen Interesses.

Nun will der Bund Deutscher Radfahrer mit dem Tour-de-France-Veranstalter Amaury Sport Organisation (A.S.O.) einen Neuanfang wagen. Die Premiere der „neuen“ Deutschland-Tour soll im August 2018 an mindestens vier Tagen stattfinden, im Lauf der Zeit ist einer Verlängerung auf eine Woche geplant. Die A.S.O. hat sich verpflichtet, zehn Austragungen zu organisieren. „Wir können uns eine Zukunft des Radsports ohne Deutschland nicht vorstellen», hatte Tour-Chef Christian Prudhomme, der auch Direktor der A.S.O. ist, bei der Vorstellung der Pläne Mitte 2016 gesagt.

Wo die Deutschland-Tour 2018 Station macht, ist noch offen. Die Organisation steckt erst in den Anfängen. Auf einer Internet-Plattform können Fans derzeit Vorschläge machen, welche Strecken und Etappenorte sie favorisieren. „Die Region Stuttgart mit ihrer Hügellandschaft, dem Neckar-, Rems- und Filstal wäre eine ideale Touretappe“, schreibt dort Monica Wüllner. Ansonsten, klagt sie, gebe es bisher nur wenig Unterstützung aus der Region.

Dabei denken die christdemokratischen Radsportfreunde schon weiter. Später, so ihr Vorschlag, könne auch eine Etappe der Tour de France in der Region ausgetragen werden, die schon 1987 in Stuttgart Station machte, oder eine Straßenweltmeisterschaft wie 1991 mit der Rekordkulisse von 300 000 Zuschauern und 2007.

Die Titelkämpfe vor neun Jahren in der Hochphase der Dopingenthüllungen sind allerdings weniger wegen der sportlichen Leistungen in Erinnerung, sondern vor allem deshalb, weil die damalige Stuttgarter Sportbürgermeisterin und heutige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) klare Kante gegen Funktionäre und Sportler zeigte, die in Dopingpraktiken verwickelt waren. Sie versuchte sogar vergeblich, gerichtlich ein Startverbot gegen den späteren Weltmeister Paolo Bettini durchzusetzen. Wegen des geringeren Zuschauer- und Sponsoreninteresses stieg der städtische Zuschuss für die Rad-WM schließlich um eine Million auf 3,34 Millionen Euro.

So viel zu den „alten Zeiten“ . . .