Manfred Gutbrod wollte der Hemminger Geschichte einen Platz geben. Er warb beharrlich darum. Das Ergebnis wird am Wochenende gefeiert.

Aus einer zeitlichen Distanz heraus betrachtet, waren es wohl die wenigsten Hemminger, die an die Idee von Manfred Gutbrod glaubten. Sie sprachen von „altem Kruscht“, den der Lehrer und Gemeinderat sammelte, dort zwischenlagerte, wo ihm Platz gegeben wurde.

 

Unermüdlich, über Jahre hinweg, trug er so zusammen, was das Leben in der Gemeinde spiegelte: das Werkzeug der Handwerker und Bauern, die Schulbank, die alte Waschmaschine. Später kam eine Registrierkasse aus dem Lebensmittelladen dazu. Irgendwann reichte das Mobiliar, um eine Wohnung vollständig einzurichten: Schlafzimmer, Küche, die gute Stube, also das Wohnzimmer, ganz so, wie die Hemminger einst lebten.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda hilft

Inzwischen hat alles fast wie selbstverständlich seinen Platz im Etterhof, einem alten Hofensemble in der Ortsmitte. Zuletzt hatten dort die Strohgäunarren zum Spargelessen eingeladen. Mehrere Hundert Menschen seien gekommen, erzählt Reinhard Kubens, der Vorsitzende des Ortsgeschichtlichen Vereins, der den Etterhof verantwortet. Kubens freute sich darüber, denn die Narren sind gut vernetzt. „Uns hilft die Mund-zu-Mund-Propaganda.“

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Bei den Hemmingern selbst muss man den Etterhof nicht mehr bekanntmachen. Die Vereine nutzen das Gebäude als Versammlungsstätte, dessen Hof und Scheuer als Konzertort, die Bürger kommen zum Backen, Butter stampfen, sonntags auch zum Kaffee-Treff. Es sei für sie selbstverständlich, auch einen Kaffee anzubieten, erzählt die stellvertretende Vorsitzende Christel Raasch. Das habe sich inzwischen rumgesprochen, der Etterhof werde zum Treffpunkt. Just dies ist das Ziel des Vereins, der an diesem Wochenende mit einem großen Fest sein 20-jähriges Bestehen feiert. Was mit 26 Mitgliedern begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter. Heute sind es 70 bis 80 Mitglieder.

Der Hof soll kommunikativer Treffpunkt sein

Im Jahr 2000 hatte die Gemeinde das Gebäude-Ensemble erworben, zwei Jahre später wurde der Verein unter dem Vorsitz von Manfred Gutbrod gegründet, um dem Projekt Struktur zu geben. Weitere elf Jahre später war das Haus saniert und eingerichtet, 2016 wurde dann die Scheune nutzbar, 2018 kam das Backhaus dazu, in dem Christel Raasch seither Backkurse anbietet.

Auch das ist Teil des Konzepts, das sich die Vereinsführung vor fünf Jahren überlegt hatte. Nur auf die Besucher zu setzen, die einen Blick auf die Historie des Orts werfen wollen, das war dem Vereinsvorstand zu wenig. „Irgendwann hat es in Hemmingen jeder gesehen“, sagt Kubens. So entstand die Idee, den Etterhof zum kommunikativen Treffpunkt zu entwickeln.

Der Veranstaltungskalender ist gefüllt

Inzwischen werden jährlich rund 50 Veranstaltungen angeboten. „Die Leute müssen das Gefühl haben, da ist ständig was los“, sagt Kubens. Das Gebäude sei wichtig. „Aber überlebenswichtig ist die Software“, also das, was der Verein, das Team dahinter, anbiete. Angesprochen fühlen sollen sich nicht nur die Hemminger, sondern auch alle aus dem Umland. Klar, dass sich die Organisatoren – wie an diesem Wochenende – auch an den Fahrten des Feurigen Elias orientieren. Genauso selbstverständlich ist aus ihrer Sicht auch, dass „kein Fest nur der Hocketse wegen“ gemacht werde, so Kubens. Ein ortshistorischer Bezug sei immer gegeben.

Der Initiator Manfred Gutbrod erlebt das nicht mehr. Er starb vor zwei Jahren im Alter von 68 Jahren. Er habe, so heißt es über ihn, Generationen zusammengebracht.

Programm An diesem Samstag, 11. Juni, findet um 11 Uhr ein Sektempfang auf dem Gelände des Etterhofs in der Eisgasse 7 statt. Um 11.30 Uhr wird sich der frühere Rathauschef Werner Nafz an die Entstehungszeit erinnern, ehe sein Amtsnachfolger, Bürgermeister Thomas Schäfer, den Manfred-Gutbrod-Platz einweiht. Tags darauf, 12. Juni, findet von 14 bis 17 Uhr ein Handwerkermarkt im Etterhof statt.