Bayerns Milchbauern lehnen das geplante EU-Düngeverbot auf steilen Almweiden ab – und protestieren auf ihre Weise: Sie hüllen ihre Kühe in Windeln.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Von der Hochachtung, die der Bayer dem Rindvieh entgegenbringt, erzählen nicht nur die folgenden Zeilen Karl Valentins: „Z’ Riedering is da G’moastier (lies: Gemeindestier) auskumma / d’Stalltür hat er a glei mitg’numma / is in an fremd’n Kuhstall einig’rennt / aba de Kiah ham ihn alle scho kennt.“ Auch kunsthistorisch bricht sich der Respekt vor Kuh und Ochs seit Jahrhunderten Bahn: Legion sind die Bilder von Heinrich Bürkel bis Daniel Roester, welche friedlich grasende Tiere zeigen, gern vor beeindruckenden Hanglagenkulissen, wegen deren Steilheit sich die Viecher, wie der Bayer sagen würde, „nix scheißn“. Ein wenig Kraxelei zum Zweck der Nahrungsbeschaffung kann die Braungescheckten nicht erschüttern. Natürlich bleibt dann was liegen am Berg – hinter und unter der Kuh.

 

Protest am Tegernsee

Der oberbayerische Bauernpräsident Anton Kreitmair nennt die Dinge beim Namen: „Die natürlichen Hinterlassenschaften der Weidetiere sind Dünger“, vulgo Gülle. Die Überdüngung des Bodens wiederum – und in Zeiten der Massentierhaltung das Durchsickern von Hormonen und Antibiotika ins Trinkwasser – ist momentan ein umstrittenes Thema in der bayerischen Bauernschaft. Obendrein meldet sich jetzt Brüssel. Geht es nach der EU-Kommission, soll für Flächen mit einer Hangneigung von 15 Prozent, die im Alpenvorland üblich sind, ein generelles Düngeverbot gelten. Diese Kunde hat am Mittwoch am Tegernsee zu einer Protestveranstaltung von Milchbauern geführt. Probehalber wurden zwei hernach sehr würdelos ausschauende Kühe gepampert, also in Windeln gepackt. Käme die Verordnung durch, so die Bauern, lägen mindestens zehn Prozent der Wiesen und Äcker im Freistaat bald brach. Das wird noch richtig Ärger geben.

Kreativer Umgang mit Kuhfladen

Wie man dagegen produktiv mit den Fladen umgeht, beweist die Chiemgauer Combo LaBrassBanda. Ihre neueste CD „Kiah Royal“ wurde komplett unter Kühen aufgenommen, bei denen laut Frontmann Stefan Dettl das Lauteste „das Soacha ist und wenn’s scheißen“. Dettl ist begeistert von der entspannenden „Atmo“, vor allem wenn ein Song komplett „durchgebieslt“ werde von den Viechern. EU-Abgeordnete: das ruft nun wirklich nach einem Ortstermin in Oberbayern.