Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt machen in einer spektakulären Sammelaktion Finanzzusagen. Nur ein einziger macht nicht mit: US-Präsident Donald Trump setzt auf einen nationalen Alleingang.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Die Spendenaktion läuft gerade einmal 40 Minuten, da hat die Initiatorin, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, schon mehr als die Hälfte der angepeilten 7,5 Milliarden Euro für den Kampf gegen Corona zusammen. In einer so noch nie da gewesenen Video-Konferenz, die live übertragen wird, machen nacheinander Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt ihre finanziellen Zusagen. Die EU macht den Start mit einer Milliarde Euro, Frankreich steuert dann 500 Millionen bei, Deutschland 525 Millionen, Japan über 750 Millionen Euro. So geht es zwei Stunden weiter. Jedes Mal, wenn von der Leyen im Bild ist, wird rechts unten der aktuelle Stand der finanziellen Zusagen gezeigt. Am Ende der Aktion sind 7,4 Milliarden Euro im Pott.

 

Ziel: 7,5 Milliarden Euro sammeln

7,5 Milliarden Euro waren das eigentliche Ziel, das damit praktisch erfüllt ist. Diese Summe soll das Startkapital für eine weltweit koordinierte Aktion sein, um die Suche nach einem Impfstoff gegen das Virus zu beschleunigen sowie dafür zu sorgen, dass die Testkapazitäten massiv ausgeweitet und Medikamente zur Behandlung der Erkrankung entwickelt werden.

Insgesamt werden sogar 40 Milliarden Euro angepeilt. Das Geld wird schätzungsweise benötigt, damit ein hoffentlich bald entwickelter Impfstoff und Medikamente zu einem für alle bezahlbaren Preis für die gesamte Weltbevölkerung hergestellt und verteilt werden können. Von der Leyen sagt zum Start: „Wir müssen mit dem Virus leben, bis es einen Impfstoff gibt. Das ist der Grund, warum wir alle jetzt zusammenlegen müssen.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt derzeit 76 Forschungsvorhaben, bei denen unter Hochdruck nach einem Impfstoff gesucht wird. Bei drei davon wurde bereits mit dem Test an Menschen begonnen. 40 Teams, die ein Medikament gegen die Folgen einer Covid-19-Erkrankung entwickeln wollen, haben sich bereits bei den europäischen Behörden gemeldet.

Medikament soll ein globales Gut werden

Das eingesammelte Geld wird von der EU-Kommission verwaltet und geht dann an die Forschungsverbünde, die an der Entdeckung von Impfstoffen sowie Medikamenten zur Therapie arbeiten, sowie an die WHO, die wirtschaftlich schwache Länder im Kampf gegen Corona unterstützen soll.

Das Besondere an der Aktion: Der Impfstoff und die Medikamente sollen nicht nur Bürgern aus Ländern zur Verfügung stehen, die spenden. Die Medikamente sollen vielmehr ein globales Gut werden.

Staaten und wohltätige Organisationen wie die „Bill-und-Melinda-Gates“-Stiftung aus der ganzen Welt beteiligen sich. Neben den EU-Ländern sind unter anderem Saudi-Arabien dabei, das derzeit den Vorsitz in der Runde der G-20-Staaten hat sowie Kanada, Israel und Südafrika. Nicht beteiligen werden sich die Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump will erklärtermaßen, dass der Impfstoff in Amerika entwickelt wird und dann zuerst den Amerikanern zur Verfügung steht.

Problem der Verteilung

Dagegen dankte UN-Generalsekretär Antonio Guterres ausdrücklich von der Leyen dafür, dass die EU die Initiative ergriffen hat: „Das ist genau die Art von Führung, die die Welt jetzt braucht.“

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der von Trump massiv kritisierten WHO, der die USA zudem den Geldhahn abdrehen, sagte: „Die eigentliche Herausforderung wird nicht die Entwicklung des Impfstoffes, sondern seine faire Verteilung sein.“