Exklusiv Der niederländische Außenminister Frans Timmermans soll in der neuen EU-Kommission in Brüssel Super-Kommissar, Vize-Präsident und die rechte Hand des designierten Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker werden.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Brüssel - Der niederländische Außenminister Frans Timmermans soll in der neuen EU-Kommission in Brüssel Super-Kommissar, Vize-Präsident und die rechte Hand des designierten Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker werden. Nach StZ-Informationen aus diplomatischen Kreisen in Den Haag soll der 53-Jährige, der sechs Sprachen – Niederländisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Italienisch – fließend spricht, außer dem Ressort Wirtschaft auch mit der Reform der EU-Kommission betraut werden. Er soll sogar in der neuen EU-Hierarchie hinter Juncker noch vor der gerade ernannten neuen EU-Außenamtsbeauftragen Federica Mogherini die Nummer zwei in Brüssel sein. Juncker und Timmermans wollen ein Tandem bilden. Offiziell bestätigt werden diese internen Verabredungen allerdings noch nicht. Die Ressortverteilung stehe noch gar nicht fest, sagte eine Sprecherin von Juncker. Bisher war die Spekulation über hervorgehobene Kommissare zurückgewiesen worden.

 

In EU-Kreisen heißt es ferner, dass Juncker dem Außenminister angeboten hat, ,,Manager des gesamten EU-Beamtenapparats‘‘ in Brüssel zu werden und diesen grundlegend zu reformieren. Timmermans soll die EU-Kommission effizienter und sparsamer machen. In Den Haag heißt es, dass Timmermans das Angebot von Juncker akzeptieren will. Juncker und Timmermans trafen sich am Dienstag zu einer vertraulichen Unterredung in Brüssel – er gehörte damit zu Junckers ersten Gesprächspartnern aus der neuen Kommissionsriege. Der künftige Kommissionspräsident will am Donnerstag seine Kommission komplett haben und sie am nächsten Montag der Öffentlichkeit präsentieren. Der Sozialdemokrat Bert Koenders (56) soll neuer Außenminister werden, wenn der Amtsinhaber nach Brüssel wechselt.

Timmermans ist international erfahren

  Frans Timmermans ist ein politisches Schwergewicht. Er hat bereits viele internationale Erfahrungen gesammelt, auch in Brüssel, wo er Mitarbeiter des einstigen niederländischen EU-Kommissars Hans van den Broek war. In seinem Heimatland war er von 2007 bis 2010 Europaminister. Außerdem arbeitete er für Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD und war hoher Diplomat an der niederländischen Botschaft in Moskau.

Seit 1998 war Timmermans Mitglied des niederländischen Parlaments, wo er vor der Ministerzeit außenpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten (PvdA) war.   Auf dem internationalen Parkett beeindruckte Timmermans, als er am 21. Juli eine sehr emotionale Rede vor den Vereinten Nationen (UN) hielt. In dieser Rede gedachte Timmermans der 298 Opfer des Flugs MH-17 der Malaysia Airlines. Die Boeing 737 war am 17. Juli über dem Osten der Ukraine vermutlich von prorussischen Separatisten abgeschossen worden. Unter den 298 Opfern waren 198 Niederländer.