Bis zum Sommer entscheiden das Europaparlament und die Agrarminister der 27 EU-Länder, was Europas Bauern tun müssen, um die Fördergelder zu bekommen. Jetzt schaltet sich der Vize der Kommission ein, düpiert seine Chefin und verärgert die Mehrheit im Europaparlament.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Plötzlich sitzt Kommissionsvize Frans Timmermans mit am Tisch. Der polyglotte, ehrgeizige Niederländer und Erste Stellvertreter von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – zuständig für die Ausrichtung der EU-Volkswirtschaft auf Nachhaltigkeit (den sogenannten Green Deal) – tauchte unvermittelt letzte Woche auf, als sich die Verhandlungsführer der beiden Co-Gesetzgeber der EU – Europaparlament und EU-Ministerrat – erstmals zur nächsten Agrarreform (GAP) trafen. Damit düpierte der Sozialist Timmermans, der wenig Hehl daraus macht, dass er sich für den besseren Kommissionspräsidenten hielte, nicht nur den zuständigen Agrarkommissar Janusz Wojchiechowski. Er meldete auch den Anspruch an, die Agrarreform, die 2022 in Kraft treten soll und mit 400 Milliarden Euro den größten Einzelposten im EU-Haushalt ausmacht, nicht den Fachpolitikern überlassen zu wollen.