EU-Pläne zum Umweltschutz Unvermeidliche Regulierung

Die EU will auch den Verpackungsmüll eindämmen. Foto: dpa

Brüssel packt in einer ganzen Reihe von Verordnungen das Thema Ressourcenverschwendung an. Zu dieser politischen Lenkung auf europäischer Ebene gibt es keine Alternative, kommentiert Wirtschaftsredakteur Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Brüsseler Regulierungswut – der Vorwurf ist gegenüber der EU immer wieder schnell formuliert. Und es wird sicher diverse Lobbygruppen und Interessenverbände geben, die genau erklären können, warum der europäische Plan zur Eindämmung von Müll und Ressourcenverschwendung zu viel Bürokratie bedeutet oder irgendwelchen Arbeitsplätzen schadet.

 

Doch gerade das Thema Müllvermeidung ist ein Paradebeispiel dafür, warum es der Markt eben nicht richtet und es müßig ist zu hoffen, dass dem sich durchaus wandelnden Bewusstsein der Verbraucher dann auch das entsprechende Handeln folgt. Sicherlich: In den Supermärkten hat die Plastiktüte am Obstregal inzwischen einen schweren Stand. Mit Müllvermeidung lässt sich inzwischen sogar Marketing betreiben.

Negativbeispiel Elektronikgeräte

Doch das Thema Elektronikgeräte zeigt exemplarisch, dass es immer noch zu wenig Anreize gibt, schonend mit den verwendeten Ressourcen umzugehen. Es ist lukrativer, den Verbrauchern immer neue Geräte zu verkaufen. Und die spielen das Spiel zurzeit immer noch willig mit: Ein mehrere Jahre altes Smartphone ist einfach uncool. Rational nachgedacht, ob man wirklich das allerneueste Modell benötigt, wird eher selten. Und deshalb steht und fällt beispielsweise die von Brüssel vorgesehene Vorschrift, eine Reparatur alter Geräte zu ermöglichen, letztlich am Verhalten der Besitzer: Ist ihnen ein bisschen Ökologie der Weg in den Reparaturladen wert? Immerhin werden die Verbraucher künftig einen Anspruch auf diese Option haben.

Ohne Bürokratie geht es nicht

Ohne eine dann von den einzelnen Nationalstaaten umgesetzte Kontrolle und Sanktionsmechanismen wird das Ganze nicht funktionieren. Das bedeutet dann in der Tat auch mehr Bürokratie. Und man braucht nur darauf zu warten, dass nach dem Beispiel der angeblichen Normen für Gurkenkrümmung auch hier Geschichten zur Überregulierung aus Brüssel erzählt werden. Ironisch gesprochen kann man sagen: Immerhin sind dank des Brexits aus dem traditionell für solche Räuberpistolen empfänglichen Großbritannien weniger derartige Narrative zu erwarten.

Es bleibt dabei: Ohne politische, zuweilen lästige Vorgaben wäre der ökologische Fortschritt in Europa manchmal eine Schnecke. Das sollten auch all diejenigen bedenken, die sich an dem einen oder anderen Extrembeispiel für Brüsseler Verordnungen immer wieder einmal gerne festbeißen.

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