Brauchen wir Luxus? Nein, aber er macht das Leben schöner. Dafür stehen die Aussteller auf der Euromotor, unter ihnen viele Hersteller und Händler aus der Region.

Stuttgart - „Qualität bleibt – lange nachdem der Preis vergessen ist.“ Mit diesem Zitat von Gottlieb Daimler hat die Retro Promotion als Veranstalterin die Euromotor 2018 überschrieben. Der Name täuscht ein wenig: Die kleine feine Messe zeigt zwar auch alte und neue Automobile. Aber ihr Spektrum reicht viel weiter: Mode und Möbel, Schmuck und Uhren, Kunst und Kurioses, Delikatessen und Champagner, Wellness und Hotels, Zigarrenlounge und Bartrasur, Liveperformance und Zaubershow. Kurz, im Internationalen Kongresszentrum ICS auf dem Messegelände drehte sich am Wochenende alles um Lebensart: Zu sehen und probieren waren hochwertige Produkte aus Manufakturen oder von Premiummarken.

 

Das Besondere der Euromotor ist, dass die Hersteller und Händler ihre Kunden, Partner und Geschäftsfreunde persönlich einladen. Es war heuer die sechste Auflage, die ersten zwei Ausgaben hatten in München stattgefunden. Ob die Messe deshalb auf die Filder umgezogen ist, weil die Münchener eh schon genug Luxus um sich haben oder aber ob nicht doch die Stuttgarter luxusaffiner sind, sei dahingestellt. Auf jeden Fall kamen etliche Aussteller auch dieses Mal aus Stuttgart und der Region. Adrienne Stark war mit ihrer Kaschmir-Mode bereits mehrfach dabei. Sie findet, dass das Konzept aufgeht: „Die Männer schauen sich die Autos an, die Frauen kommen bei mir vorbei.“

Auch ein Emmentaler kann Luxus sein

Regina Bräuning vom Pelzhaus Enssle stellte zum ersten Mal aus. Sie wolle nicht ihr Stammpublikum ansprechen, sondern neue Kunden akquirieren, erzählte sie. Deshalb blieben die Klassiker im Geschäft, sie hatte ihre junge, modische Kollektion dabei. Auch für die Chefin des Onlinehandels und Stuttgarter Ladens Alpenweit, Jutta Schönberger, war es die erste Euromotor. Sie wollte den Gästen beweisen, dass selbst ein Käse Luxus sein kann, etwa ein Emmentaler, der auch aus dem Emmental kommt und nicht nach Gummi schmeckt sondern fein-würzig. Wolfgang Pauritsch, der am Samstag die Auktion Eurobid durchführte, hält das hiesige Publikum für „ein sehr gutes“ – was auch daran liege, dass es sich um geladene Gäste handle. Der österreichische Antiquitätenhändler ist in Deutschland bekannt durch die TV- Sendung „Bares für Rares; er ist seit der ersten Staffel mit dabei.

Star auf der Bühne war an allen drei Tagen aber Pauritschs TV-Kollege Horst Lichter, (Fernseh-)Koch, Kochbuchautor, Moderator, Entertainer und Autonarr in Personalunion. Er hatte sich Talkpartner unter den Ausstellern ausgesucht. Schließlich hatte er vorab versprochen: „Spontan wird es hier und da mal werden“. Lichters Anspruch: „Natürlich in erster Linie das Publikum gut zu unterhalten. Vielleicht die ein oder andere Ansicht von verschiedenen Herrschaft mal ein wenig zu erläutern und zu diskutieren.“ So hakte er etwa bei der Stuttgarter Friseursalon-Besitzerin Ayse Donné nach, ob Luxus heute noch „sozial verträglich“ sei. „Absolut“, meinte sie: „Wir brauchen Menschen, die Luxus leben.“ Schließlich lebe sie als Dienstleisterin davon. Gut also, dass es nicht jeder wie Horst Lichter hält: „Luxus bedeutet für mich frei zu sein, satt zu sein, glücklich zu sein und alles andere darüber hinaus – na ja kann, muss aber nicht.“