Dieses Spiel löst einen Riesenrummel aus: Trainer Jürgen Klopp kehrt mit dem FC Liverpool in seine alte Dortmunder Heimat zurück.

Dortmund - Jürgen wer?“, fragt der Duke mit gespielter Ahnungslosigkeit: „Wer soll das sein, muss man den kennen?“ Selbstverständlich weiß der Rocksänger genau, über wen da ohne Unterlass gesprochen wird. Schließlich kennt sich im Revier kaum einer besser aus als der 49-Jährige. Der Duke ist ein Dortmunder Original und natürlich Fan des BVB. Mit Dauerkarte in der Gelben Wand, der weltweit größten Stehplatztribüne.

 

Auf das Gastspiel von Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool am heutigen Donnerstag ( 21.05 Uhr/Sport1) freut er sich wie alle Menschen der Stadt, „schließlich ist es, als wenn deine Geliebte zu dir zurückkehrt“. Aber die in Dortmund losgebrochene Hysterie betrachtet der Duke mit Argusaugen. „An jeder Ecke wirst du damit konfrontiert, aber wir dürfen nicht vergessen: Kloppo ist jetzt Trainer des Gegners.“ Tatsächlich befinden sich die größte Stadt des Ruhrgebiets und ihr Fußballverein im Ausnahmezustand. Borussia Dortmund hat in seiner Vereinshistorie viele große Spiele bestritten: Benfica Lissabon, Manchester United, Real Madrid, Juventus Turin und der FC Arsenal – sie alle haben ihre Visitenkarte im Revier abgegeben. Aber einen solchen Hype um ein Fußballspiel, das ist selbst im so fußballverrückten Ruhrgebiet ein Novum.

Dieses Duell hat eine einzigartige Strahlkraft

Borussia Dortmund gegen den FC Liverpool, diese Begegnung hat enorme Strahlkraft, und das liegt nicht in erster Linie daran, dass der BVB vor 50 Jahren beim Finale in Glasgow gegen den Widersacher aus der englischen Hafenstadt als erste deutsche Elf einen Europapokalsieg feierte. Die Helden von 1966 genießen in Dortmund Legendenstatus – wie der Trainer, der 2008 zum BVB kam und seit einem halben Jahr auf der Bank des FC Liverpool sitzt.

Jürgen Klopp, dieser Name elektrisiert die Menschen in Dortmund noch immer, sie verbinden mit ihm die aufregendste Epoche in der 107-jährigen Geschichte ihres Fußballvereins. Auferstanden vom Totenbett der Fast-Insolvenz und dann durchgestartet zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und dem Champions-League-Finale 2013 – diese glorreiche Ära wird im Revier vor allem mit einem Namen in Verbindung gebracht: Jürgen Klopp.

Banner mit Willkommensgrüßen über der B1

Der Dank währt ewig, entsprechend groß ist die Aufregung, seit das Los bestimmte, dass der Volkstribun an die Stätte seiner Triumphe zurückkehrt. Die Stadt Dortmund hat Banner über die B1 mit Willkommensgrüßen angebracht, das WDR-Fernsehen strahlte Tage vor dem Gastspiel des FC Liverpool eine Sondersendung aus und Sport1 nahm eine Extraausgabe seiner Fußball-Talkshow Doppelpass ins Programm, die sich nur mit dem Dortmunder Gastspiel von Klopp beschäftigte.

Der Rummel begann, als ein ganzer Tross deutscher Journalisten nach Liverpool flog, um Klopp bei einem Gespräch in seiner Heimatsprache zu lauschen. Ein außergewöhnliches Prozedere, wann kommt es schon mal vor, dass ein Trainer im Ausland extra eine Pressekonferenz nur für seine Landsleute inszeniert?

Wie so oft agiert der Medienprofi Klopp ohne Scheu, doch selbst dem Omnipräsenten scheint zuletzt die Erkenntnis gekommen zu sein, dass es neben dem bis zum Gehtnichtmehr gesteigerten Kult um seine Person ja auch noch zweimal 90 Minuten auf dem Rasen gibt. Zuletzt kündigte der 48-Jährige an, sich zurückzunehmen und bis zum Anpfiff nur noch Fragen zum Spiel zu beantworten. „Es ist ja nicht so, dass ich irgendwo ins Stadion gehe und auch nur im Ansatz finde, dass ich die wichtigste Person bin.“ Wer die in Dortmund herrschende „Kloppomania“ erlebt, kann durchaus zu einem anderen Schluss kommen.