Evelyne Gebhardt aus Hohenlohe ist zwar wieder ins Europaparlament gewählt, aber sie ist bitter enttäuscht vom Abschneiden der SPD.

Stuttgart - Evelyne Gebhardt, die SPD-Europaabgeordnete aus Hohenlohe, hatte eine unruhige Nacht. Zwar wusste sie bereits, dass sie wieder ins Parlament gewählt ist, aber das Abschneiden der SPD bei der Europawahl ist für sie schlichtweg „eine Katastrophe“. Unserer Zeitung sagte sie, „wir werden noch viel darüber nachdenken müssen, welche Fehler wir gemacht haben und wie wir das korrigieren können, damit wir auch wieder ein eigenständiges Profil bekommen“. Es sei der SPD nicht gelungen, ihre europäischen Erfolge sichtbar zu machen. Dabei sei der Wahlkampf eigentlich besser gelaufen als vor fünf Jahren. Doch stellt Gebhardt fest: „Wir haben ganz offensichtlich den Draht zu den jungen Menschen verloren.“ Sie sieht auf die SPD viel Arbeit zukommen, bis das Vertrauen wiedergewonnen sei. Von Schnellschüssen hält die erfahrene Abgeordnete jedoch nichts. Allerdings habe es an frischen Ideen gefehlt.

 

Lichtblick Niederlande

Lichtblicke für die SPD macht die Europapolitikerin in Spanien und Portugal aus, das Ergebnis in den Niederlanden nennt sie sogar „sehr schön“. Allerdings würden weltweite Umwälzungen Nationalismen wieder nach vorne bringen. Ein Aufgabengebiet für die SPD liegt für Gebhardt darin, „wieder klar zu machen, dass unsere Wertevorstellungen die Vorstellungen der Freiheit, der Demokratie, des Respekts vor den anderen sind, und nicht das Auseinanderdriften der Gesellschaft.“

Der Klimaschutz, der jetzt als entscheidendes Thema der Wahl gilt, habe erst in den Tagen kurz vor dem Wahltag eine Rolle gespielt. Davor sei eher die Frage gewesen, „welche Art von Europa wollen wir“. In der letzten Woche vor der Wahl habe sich das gewandelt. Das habe natürlich den Grünen in die Hände gespielt.

Kampf für Timmermans als Kommissionspräsident

Die SPD muss Gebhardt zufolge ihr soziales Profil stärken, „da haben wir in den letzten Jahrzehnten viel Vertrauen verloren.“ Die Sozialdemokraten müssten auch klar machen, „dass wir Ökologie, Wirtschaft und Soziales miteinander verbinden müssen und nur so eine positive Zukunft haben.“ Wenn die SPD das sichtbar machen könne, „dann haben wir wieder eine Chance“.

Zwar könne die SPD über einen Ausstieg aus der Großen Koalition diskutieren. „Aber einfach auszusteigen, ist bestimmt nicht die Lösung des Problems“. Es gehe darum, Vertrauen zurückzugewinnen. „Das ist ein Prozess der länger dauert.“

Trotz des schlechten Abschneidens in Deutschland kämpfen die Sozialdemokraten Gebhardt zufolge darum, dass der niederländische Sozialdemokrat Frans Timmermans Kommissionspräsident wird. „Weber ist es noch lange nicht“, sagte die Abgeordnete.