Exklusiv Der von der Europäischen Zentralbank verhängte Strafzins für Banken trifft jetzt auch deren Unternehmenskunden. Darauf machte am Donnerstag der Finanzchef der Hornbach AG, Roland Pelka, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt aufmerksam.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Der von der Europäischen Zentralbank (EZB) verhängte Strafzins für Banken trifft jetzt auch deren Unternehmenskunden. Darauf machte am Donnerstag der Finanzchef der Hornbach AG, Roland Pelka, aufmerksam: „Manche Banken fordern jetzt schon Aufbewahrungsgebühren für Festgelder“, sagte der Manager. Sein Unternehmen lege, um jederzeit flüssig zu sein, 500 Millionen Euro Liquiditätsreserve als Tages- und Festgeld bei verschiedenen Banken an. „Die ersten verlangen dafür jetzt Gebühren.“ Um welche Institute es sich handelt, wollte Pelka nicht sagen. Das Unternehmen lege sein Geld nun so an, dass die Gebühren nicht anfielen, betonte eine Hornbach-Sprecher.

 

Beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist das Problem bekannt. Es bestehe darin, dass Banken negative Zinsen an Firmenkunden weiterreichten, sagte Josef Trischler aus der VDMA-Hauptgeschäftsführung der Stuttgarter Zeitung. Er verwies darauf, dass sich die Tagesgeldsätze nach dem Interbankenzinssatz EONIA richteten. Dieser rutschte am 29. August erstmals unter Null und pendelte bis Mitte September zwischen -0,01 und -0,02 Prozent, erst seit zehn Tagen notiert der Referenzzins wieder leicht im Plus. „Wenn ein Unternehmer jetzt Tagesgeld bei einer Bank anlegen will, wird die Bank ihm mitteilen, dass ein negativer EONIA zu seinen Lasten geht“, sagte Trischler. „Das ist der Niedrigzinspolitik der EZB geschuldet.“

Folgen für Unternehmer wurden bislang kaum thematisiert

Die Notenbank hatte im Juni ihren eigenen Einlagenzins für Kreditinstitute, die Geld bei der EZB parken, auf -0,1 Prozent gesenkt. Damit sollten die Geldhäuser dazu angeregt werden, Überschüsse in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weiterzureichen, statt sie bei der Notenbank zu bunkern.

Rund um die Entscheidung wurde lebhaft diskutiert, ob die Kreditinstitute den Negativzins an Sparer durchreichen würden. Im Fokus dieser Debatte standen allerdings die Verbraucher – die Folgen für Unternehmer wurden bislang kaum thematisiert. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sagte auf Anfrage, ihm lägen keine Beschwerden über Strafzinsen vor. Beim Bundesverband der deutschen Banken hieß es lediglich, sollten einzelne Institute die Negativzinsen an Firmenkunden weiterreichen, so sei dies eine „geschäftspolitische Entscheidung der jeweiligen Bank“.