Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Auch die Sicherheitsbehörden haben sich auf das Turnier vorbereitet – schon seit Jahren. Denn die Bedrohungslage gilt als angespannt.
Zwei Fußbälle lagen vor Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU), als sie kürzlich bei einer Pressekonferenz in Berlin saßen. Es ging natürlich um die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, die am Freitag beginnt. „Unsere Vorfreude ist riesig“, sagte die Bundesinnenministerin. Über Fußball sprachen Reul und Faeser dann aber wenig. Im Fokus stand ein anderes Thema: die Frage nach der Sicherheit.
2,7 Millionen Menschen werden zur EM in den deutschen Stadien erwartet, 12 Millionen in den Fan-Zonen. Wenn viele Menschen zusammenkommen, bedeutet das für Sicherheitsbehörden immer eine Herausforderung – und in diesem Jahr mehr denn je. Schon seit Jahren bereiten sich die zuständigen Behörden auf die kommenden Wochen vor. Bisher liegen zwar keine konkreten Gefährdungshinweise vor, wie auch Faeser betont. Doch die Sicherheitslage ist in Deutschland zurzeit angespannt.
Die größte Gefahr: islamistischer Terror
Als besonders hoch schätzt man im Innenministerium die Bedrohung durch islamistischen Terrorismus ein. Das galt schon, bevor es zu dem mutmaßlich islamistisch motivierten Attentat in Mannheim kam. Die größte Gefahr gehe von der Terrormiliz „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) aus, sagte Faeser bei der Pressekonferenz. Es ist die Gruppe, die auch für den Anschlag auf die Crocus-Konzerthalle bei Moskau mit mehr 130 Toten im März verantwortlich sein soll.
Es ist aber nicht die einzige Sorge, die die deutschen Sicherheitsbehörden haben. Auch andere extremistische und terroristische Bedrohungen sind eine Gefahr – oder auch unvorhergesehene aktivistische Aktionen. Bei der EM 2021 stürzte ein Greenpeace-Aktivist mit einem Fallschirm ins Münchner Stadion, während Deutschland gegen Frankreich spielte. Zwei Personen wurden damals verletzt.
Taschendiebstähle, Übergriffe, Hooligans
Dabei ist so ein Fußballturnier auch sonst eine Herausforderung – allein wegen der Kriminalität. Taschendiebstähle zum Beispiel, aber auch Gewaltdelikte wie Prügeleien oder Übergriffe zählen dazu. Vor einigen Tagen hat die Bundespolizei wegen der EM ihre Grenzkontrollen verstärkt – auch, um polizeibekannte Hooligans von der Einreise abzuhalten. Auch in Zügen und an Bahnhöfen wird man in diesen Wochen mehr Bundespolizisten sehen als sonst.
Ohnehin sind in diesen Tagen so viele Polizisten im Dienst wie selten – auch wenn das Innenministerium dazu keine konkreten Zahlen nennen will. Klar ist aber, dass auch ausländische Polizisten dabei sein werden, die aus anderen Teilnehmernationen kommen. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit der französischen Polizei. Beamte aus dem Nachbarland helfen während der EM hier aus. Wenn dann kurz nach Abschluss des Fußballturniers die Olympischen Sommerspiele in Paris beginnen, werden dort wiederum deutsche Beamte unterstützen.
Ziemlich viele Zuständigkeiten
Zuständig für die Sicherheit der EM sind mehrere Stellen und Behörden: nämlich Bund und Länder sowie die Turnierverstalterin „EURO 2024 GmbH“. Aber auch die Stadionbetreiber und Ausrichterstädte sind verantwortlich. Weil Sicherheit in Deutschland zu den Aufgaben der Länder zählt, sind sie es, die die Lage bewerten und entsprechende Schutzmaßnahmen treffen müssen. Dazu arbeiten sie aber eng mit dem Bund zusammen. Damit die Absprachen gelingen, wurde ein Koordinierungszentrum in Neuss eingerichtet. Es regelt den Austausch zwischen allen nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden.
Trotz aller Vorfreude sagte auch Innenminister Reul bei der Pressekonferenz: „Es wird für die Sicherheitsbehörden kein fröhliches Fest, sondern ein anstrengendes Fest werden.“