ARD und ZDF wollen dem TV-Duell der Spitzenkandidaten zur Europawahl einen wenig prominenten Sendeplatz im Spartensender „Phoenix“ einzuräumen. Das sorgt für Kritik – nicht nur bei den Politikern.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Beim ZDF will man von der Kritik nichts wissen. „Phoenix ist kein Spartensender, sondern ist die etablierte, bundesweite Plattform für besondere Ereignisübertragungen – und übrigens der erfolgreichste Informationskanal in Deutschland“, versucht eine ZDF-Sprecherin den kleinen Kanal großzureden. Grund ist die Entscheidung von ARD und ZDF, dem TV-Duell der Spitzenkandidaten zur Europawahl keinen Platz im Hauptprogramm einzuräumen, sondern aufs mediale Abstellgleis zu schieben. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender planen, die Debatte zwischen den gesamteuropäischen Spitzenkandidaten von Christ- und Sozialdemokraten, Liberalen, Grünen und Linken am 15. Mai lediglich im Spartenkanal Phoenix zu zeigen.

 

Doch dagegen regt sich nun Widerstand. Eine Internet-Petition (change.org/tvduell) für eine Ausstrahlung im Hauptprogramm fand bereits mehrere Tausend Unterstützer. Gegen die Entscheidung hatte am Freitag bereits der Deutsche Kulturrat protestiert. Der politische Schlagabtausch wird in Brüssel von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) organisiert, die beispielsweise auch den „Eurovision Song Contest“ produziert. Teilnehmen sollen Jean-Claude Juncker (Christdemokraten), Martin Schulz (Sozialdemokraten), Guy Verhofstadt (Liberale), einer der zwei Grünen-Kandidaten José Bové und Franziska Keller sowie Alexis Tsipras (Linke). Das Format ist neu, da es zum ersten Mal überhaupt europäische Spitzenkandidaten gibt. Ihnen winkt im Fall eines Sieges das Amt des EU-Kommissionspräsidenten.

Die Spitzenkandidaten in der Wahlarena

Die deutschen Öffentlich-Rechtlichen räumen dem grenzüberschreitenden Europawahlkampf zwar durchaus Hauptsendezeit ein – so plant das ZDF am 8. Mai ein Live-Duell, die ARD am 20. Mai eine Live-„Wahlarena“. Allerdings sind in diesen Veranstaltungen jeweils nur Juncker und Schulz vertreten. Die ARD-Sendeanstalt WDR verteidigt das Konzept: Juncker und Schulz hätten mit Abstand die größten Chancen auf den Posten des Kommissionspräsidenten, heißt es aus Köln. Vertreter anderer Parteien kämen in weiteren Vorwahl- und Regelsendungen des Ersten zu Wort. Auch die Auseinandersetzung zwischen sämtlichen Kandidaten komme nicht zu kurz: „Phoenix ist in nahezu allen bundesdeutschen Haushalten frei empfangbar. Es haben also praktisch alle interessierten Zuschauer die Möglichkeit, diese Sendung zu verfolgen.“

Die Initiatoren der Internet-Petition überzeugt das nicht. „Durch ihre Entscheidung für ein eigens produziertes TV-Duell zwischen Juncker und Schulz bevorzugen ARD und ZDF nicht nur die deutschsprachigen Kandidaten“, erklärte das proeuropäische Jugend-Netzwerk Junge Europäische Föderalisten (JEF). „Sie diskriminieren damit gleichzeitig die kleineren Parteien - was weder der europäischen Demokratie noch einer europäischen Öffentlichkeit angemessen ist.“ Schützenhilfe kommt aus verschiedenen politischen Lagern: Zu den Unterstützern der Petition gehört unter anderen Michael Roth (SPD), Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt.