Die Veranstalter der European Championships fühlten sich von Sportverbänden im Stich gelassen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Seit Sonntag ist das beeindruckende und hochgelobte Sportfest in München vorüber, doch offenbar war im Hinblick auf die European Championships im Hintergrund doch nicht alles Gold, was glänzt. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ hat die Olympiapark-Chefin Marion Schöne massive Kritik an deutschen und europäischen Sportverbänden geübt.

 

Schöne beklagte die fehlende Unterstützung und nannte in diesem Zusammenhang unter anderem den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und den Bayerischen Ruderverband. „Für uns war klar: Das ist eine Heimveranstaltung mit neun Sportarten, da muss doch eine Wahnsinnsunterstützung der deutschen Verbände da sein“, sagte Schöne. Mit einigen Verbänden sei die Zusammenarbeit „super“ gewesen, „aber bei einigen war die Haltung: Ihr seid Ausrichter, wir können hier nichts verdienen, und jetzt schaut mal, wie ihr das macht.“

Nicht nachvollziehbar

Jürgen Kessing, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), wehrt sich gegen die Kritik der Olympiapark-Chefin. „Wir können das inhaltlich in der Form nicht nachvollziehen“, sagt er und erklärt: „Wir haben sehr frühzeitig den Kontakt gesucht, und die Angebote, die wir da gemacht haben, die sind nicht angenommen worden.“ Dann sei die Situation für den Verband zum Teil etwas entspannter geworden, was vom DLV gebraucht worden sei, habe man aber geliefert. „Wir haben kurzfristig eine sehr intensive Promotion-Aktion mit unseren Athleten gestartet. Auch haben wir nach der WM in Eugene mit Frau Schöne intensiv gesprochen. Und danach hat sie auch behauptet, sie hätte keinen Kontakt gehabt“, sagt Kessing, der auch Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen ist.

Das Problem des veranstaltenden ECM in München sei gewesen, „dass alle nationalen Verbände außen vor waren, wir sind da nicht die einzigen gewesen“, sagt Kessing. „Wir hatten auch Kontakte zu anderen Kollegen, da ist die Zufriedenheit auch nicht besonders hoch gewesen“, berichtet der DLV-Präsident. Sein Verband habe sich eingebracht, auch fachlich etwa im Hinblick auf die Marathonstartzeiten bei Hitze. „Da gab es unterschiedliche Auffassungen, und die muss man aber auch austragen.“

Ruderverband wehr sich auch

Wenn es Hilfe gab von den Verbänden, mussten die Organisatoren in München offenbar stets in die Tasche greifen. „Jede Leistung, die von einigen deutschen Verbänden kam, kostete Geld“, kritisierte Schöne. Kessing versteht die Kritik nicht. „Wenn sie über Monate oder Jahre hinweg Personal zur Verfügung stellen müssen, das bei uns angestellt ist, aber nicht für uns arbeitet, ist doch klar, dass da ein Kostenersatz folgen muss“, so der DLV-Chef.

Der Deutsche Ruderverband (DRV) hat die Kritik wegen vermeintlich mangelnder Unterstützung im Rahmen der European Championships derweil ebenso zurückgewiesen. „Der DRV hat sowohl über Social Media als auch interne Vereinsmailings das Thema European Championships aktiv bespielt und dabei natürlich auch auf den Ticketverkauf verwiesen. Über diese Kanäle erreichen wir unsere Zielgruppen am effektivsten“, teilte der Verband mit.  Dort habe der DRV „deutlich bessere Reichweiten als auf der Website, auf der wir aber auch regelmäßig Berichte veröffentlicht haben.“ Bei den Veranstaltern wolle sich der Verband im Übrigen „für die gute Organisation vor Ort bedanken“, betonte der Ruderverband.