Nacht für Nacht versuchen hunderte Flüchtlinge, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Allein in der Nacht zum Montag zählte die Polizei 1700.

Calais - Trotz mehr Polizei und demonstrativer Härte aus London drängen Flüchtlinge weiter in Scharen zum Ärmelkanaltunnel in Nordfrankreich. In der Nacht zum Montag stoppten Beamte nach Angaben aus Polizeikreisen 1700 Versuche, illegal nach Großbritannien zu gelangen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Offiziell wollte die Polizei sich nicht dazu äußern; die zuständige Präfektur war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

 

In 700 Fällen seien Migranten bereits auf das Bahngelände vor dem Tunnel bei Calais gelangt und dort aufgehalten worden, hieß es. In den übrigen Fällen verhinderten die Polizisten schon das Eindringen auf das Gelände. Ein Bereitschaftspolizist sei mit Schotter beworfen und im Gesicht und am Kopf verletzt worden.

Hoffnung auf bessere Bedingungen in Großbritannien

Am Eurotunnel-Terminal bei der nordfranzösischen Hafenstadt Calais versuchen Nacht für Nacht Hunderte Flüchtlinge, auf Züge nach England zu gelangen. Sie erhoffen sich in Großbritannien bessere Asylbedingungen.

Frankreich hatte vergangene Woche nach einem massiven Andrang auf das Gelände vor dem Tunnel und mehreren tödlichen Unfällen zusätzliche Polizisten an die Grenze geschickt, Großbritannien hatte finanzielle Unterstützung und neue Zäune versprochen. Daraufhin hatte die Polizei zunächst etwas weniger Versuche gezählt, zum Tunnel zu gelangen, Freitag- und Samstagnacht waren es zusammen etwa 700.

Cameron setzt auf Abschreckung

Auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron setzt weiter auf Abschreckung. Sie will illegal eingereisten Migranten künftig die Wohnungssuche erschweren und dazu Hausbesitzer in die Pflicht nehmen.

Vermieter sollen Mieter ohne Aufenthaltsgenehmigung ohne richterlichen Beschluss vor die Tür setzen dürfen, hieß es am Montag in einer Mitteilung. Tun sie das nicht oder lassen sie Migranten ohne Prüfung der Papiere einziehen, sollen ihnen Geldstrafen und bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Die Regeln sollen Teil eines Einwanderungsgesetzes werden, über das die Abgeordneten nach der Sommerpause beraten.

Wie viele Migranten es über den Ärmelkanal schaffen, ist unklar. Wer aufgegriffen werde, mache oft falsche Angaben zu Personalien, teilte der Polizeichef der südenglischen Grafschaft Kent, Alan Pughsley, der Nachrichtenagentur PA zufolge einem Ausschuss des Innenministeriums mit. Französische Behörden schätzten, dass 70 Prozent der einmal Aufgegriffenen die Region Calais innerhalb von vier Monaten verließen - es sei aber unklar, wohin. Alleine in den vergangenen fünf Wochen seien 400 illegal eingereiste Menschen in seiner Grafschaft aufgegriffen worden, zitierte die „Daily Mail“ den selben Bericht des Polizeichefs.