Die Rahmenberichterstattung rund um den Eurovision Song Contest ist ohne Sinn und Verstand, meint unsere Kolumnistin.  

Düsseldorf - Please hold the Line". Oder: "Alle unsere Mitarbeiter sind zurzeit im Gespräch. Bitte warten Sie. Sie werden auf den nächsten frei werdenden Platz geschaltet." Wer kennt sie nicht, die gefürchtete Warteschleife bei den Hotlines von Serviceunternehmen. Und wer, der in der vergangenen Woche die ARD oder Pro Sieben eingeschaltet hat, hätte sich nicht an diese Hinhaltetaktik - mit Musikteppichen unterlegt - erinnert gefühlt? Der nächste frei werdende Platz sollte das große Ereignis sein: die Vorentscheidungen zum "Eurovision Song Contest 2011", abgekürzt ESC (wie die "Escape"-Taste am Computer), der am Samstagabend seinen orgiastischen Höhepunkt findet. Die hinhaltende Stimme am Telefon war immer die von Lena ("noch soundsoviel Tage und soundsoviel Minuten"). Und "alle unsere Mitarbeiter" waren eine Woche lang täglich im Gespräch mit Hinz und Kunz: in der "Show für Deutschland" (ARD) und "Eurovision total" (Pro Sieben).

 

"Sie werden hier Dinge hören, die Ihr Leben nicht verändern"

Frank Elstner, Matthias Opdenhövel, sogar Frank Plasberg nahm, betont cool, auf dem Studiosofa Platz, um sich aus den Höhen des politischen Talkshow-Journalismus in die niederen Gebiete der Show-Unterhaltung herabzulassen. Natürlich mit der gebotenen Distanz: "Sie werden hier Dinge hören, die Ihr Leben nicht verändern", stellte er gleich mehrfach klar, "aber Sie werden schön bekloppte Dinge erfahren." Und für die "schön bekloppten Dinge" war selbstverständlich Jan Feddersen, die ESC-Enzyklopädie auf zwei Beinen, zuständig, der, wie Plasberg maliziös erläuterte, "alles weiß, was man nicht wissen muss". Dabei war das, was Feddersen alles wusste und sich bereitwillig entlocken ließ, wenigstens unterhaltsam, während es an der Fähigkeit der Gastgeber, sich mit den Gästen auf unterhaltsamem Niveau zu unterhalten, beträchtlich haperte.