Evangelische Bezirke Besigheim und Marbach Kirche spart und will einen Dekan weniger

Das Dekanatsamt in Besigheim – bleibt es erhalten? Foto: avanti/Ralf Poller

Die evangelische Kirche muss auch im Kreis Ludwigsburg sparen – die beiden Dekanate Marbach und Besigheim sollen fusionieren. Unklar ist, wo der Dekanssitz sein wird.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Aus zwei mach eins: Die beiden evangelischen Kirchenbezirke Marbach und Besigheim stehen vor einer Fusion. Sparzwänge der württembergischen Landeskirche erfordern diesen Schritt. Neben einem Pfarrplan für 2030 gibt es nun auch einen Dekanatsplan 2023, der in vielen Gegenden in Württemberg die nicht immer einfachen Fusionen nach sich zieht. Ganz geräuschlos geht auch der Übergang in Marbach und Besigheim nicht über die Bühne. Offen ist zum Beispiel die Frage, wo der Sitz des neuen Kirchenbezirks sein wird.

 

Der Besigheimer Dekan Eberhard Feucht hält einen Nachfolger für wichtig. Foto: privat

Besigheims Dekan Eberhard Feucht geht mit 65 Jahren bald in den Ruhestand. Für die Landeskirche wäre das ein guter Moment, die Stelle einzusparen und den Marbacher Amtsbruder Ekkehard Graf einzusetzen. Schon hätte man eine Verwaltungsreform innerhalb kürzester Zeit bewerkstelligt.

Aber ganz so schnell läuten die Fusionsglocken dann doch nicht. „Wenn man es so machen würde, bliebe viel auf der Strecke“, sagt Eberhard Feucht, der nach neun Jahren in Besigheim einen geordneten und friedlichen Übergang in die Wege leiten will.

Noch vor zwei Jahren sei von einem Dekanatsplan nicht die Rede gewesen, erklärt Feucht, der aber den Sparkurs angesichts der steigenden Finanznöte der Landeskirche bejaht. So müssen überall in Württemberg Dekanate zusammengelegt werden. Das neue Gebilde am Neckar wäre noch eins der kleineren: Marbach brächte 37 500 Mitglieder in 19 Kirchengemeinden, Besigheim rund 40 000 Gemeindemitglieder in 20 Kirchengengemeinden mit. „Wir verweigern uns nicht und können uns ein gemeinsames Dekanat mit Marbach durchaus vorstellen.“ Allerdings dürfe die Fusion nicht „von oben“ geschehen, sondern müsse „auf Augenhöhe“ miteinander erarbeitet werden.

Besigheim will bis zu einer Fusion weiter einen eigenen Dekan haben

Die Entscheidung über die Fusion würde am Ende „demokratisch“ von den beiden Bezirkssynoden getroffen, so Feucht. Im Detail gebe es noch einige offene Fragen. Wichtig wäre, dass Besigheim nach seinem Ausscheiden 2025 zumindest bis zur Fusion noch einen eigenen Dekan bekomme. Über den Einspruch seines Kirchenbezirks entscheide im Herbst der Landeskirchenausschuss.

Der Oberkirchenrat sieht die Lösung in einer Interimsdekan-Stelle. „Die Besigheimer können den Interimsdekan regulär wählen“, sagt eine Sprecherin der Landeskirche. Dieser Dekan bliebe so lange im Amt, bis ein gemeinsames Wahlgremium des neuen Kirchenbezirks eine Dekansperson wählen werde. Erst mit Ende der Amtszeit des Marbacher Dekans nach zehn Jahren im Jahr 2028 werde eine Dekansstelle für den neuen Kirchenbezirk ausgeschrieben. „Die Verantwortlichen vor Ort haben dann die Wahl.“

Der Dekan rät, erst im Jahr 2027 über die Fusion zu entscheiden

Bis zur endgültigen Fusion hätten beide Seiten folglich noch Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Das wäre ganz im Sinne von Eberhard Feucht. „Unser Vorschlag ist: 2027 zu entscheiden, weil in den nächsten beiden Jahren Kirchenwahlen stattfinden und die Doppik in die Kirchenfinanzen eingeführt wird.“

Der Marbacher Dekan Ekkehard Graf ist noch bis 2028 im Amt. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Landeskirche überlässt den Zeitpunkt der Fusion den beiden Bezirkssynoden. Der Oberkirchenrat sieht in gemeinsame Strukturen in der Kreisdiakonie und der Erwachsenenbildung einen Vorteil, teilt eine Sprecherin der Kirchenbehörde mit. Geografisch passten die beiden Gegenden am mittleren Neckar zusammen: Eine Fusion finde immer innerhalb eines Landkreises statt. Im Kreis Ludwigsburg fusionierten bereits die beiden Bezirke Ditzingen und Vaihingen/Enz im Jahr 2020. Laut Landeskirche sei der dritte Bezirk Ludwigsburg zurzeit zu groß, um Teil einer Fusion zu werden.

Eine knifflige Frage dürfte der neue Dekansstandort sein. Beide Gebäude weisen eine gewisse Tradition auf. „Besigheim läge zentraler, Marbach ganz im Süden des neuen Dekanats“, sagt Eberhard Feucht, der darauf hinweist, dass manche Verwaltungsstrukturen wie die der evangelischen Kindergärten im Bezirk Besigheim schon gebündelt seien, während im Nachbarbezirk noch einzelne Kirchengemeinden über das Kindergartenpersonal entscheiden würden. Auch sei das Besigheimer Amt erst 2015 saniert worden und denkmalgeschützt.

Der Marbacher Dekan will sich wegen der Unklarheiten nicht äußern

Und was sagt Marbach? Der Dekan Ekkehard Graf, seit 2018 im Amt, möchte abwarten, wie der Landeskirchenausschuss den Einspruch Besigheims entscheidet. Er sähe darin einen Präzedenzfall für die Handhabung des Dekanatsplans, der die Fusion der beiden Kirchenbezirke um einige Jahre verschieben könnte. Wegen der Unklarheiten könne und wolle er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter äußern.

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