Die Evangelische Hochschule in Ludwigsburg will in Schwäbisch Hall eine Außenstelle gründen. Dort ist man begeistert von dem Vorhaben, doch noch fehlt das Geld.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Evangelische Hochschule (EH) in Ludwigsburg verhandelt mit dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium und der Stadt Schwäbisch Hall über die Gründung einer Außenstelle. Diese soll Platz für 240 bis 300 Studenten bieten, Schwäbisch Hall hat bereits angekündigt, der Hochschule mietfrei Gebäude zur Verfügung zu stellen. Die Planungen haben intern bereits vor Monaten begonnen, sind aber erst jetzt bekannt geworden, weil das Ministerium öffentlich auf eine Anfrage eines Landtagsabgeordneten zu dem Thema reagiert hat. „Das Vorhaben ist nicht zuletzt aufgrund der ungesicherten Finanzierung nicht als entscheidungsreif anzusehen“, erklärt die Behörde in ihrer Stellungnahme.

 

Angestoßen wurde das Projekt in Schwäbisch Hall, wo sich bereits ein Ableger der Heilbronner Hochschule für Angewandte Wissenschaften befindet, der in wenigen Jahren von 100 auf 750 Studenten angewachsen ist. Die Kommune will ihr Profil als Hochschulstandort stärken. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, bringt Leben in die Stadt, und auch die Unternehmen profitieren“, sagt der Rathaussprecher Robert Gruner. Es gebe mehrere leer stehende Gebäude am Campus, die von der Evangelischen Hochschule genutzt werden könnten. Über Details müsse man noch sprechen, aber: „Wir würden uns einigen.“

Die Studierendenzahl steigt rasant an

Rund 1000 Studenten verzeichnet die Hochschule in Ludwigsburg aktuell, Tendenz steigend. Studiengänge wie Frühkindliche Bildung und Erziehung, Inklusive Pädagogik, Heilpädagogik oder Soziale Arbeit sind populär – teilweise kommen auf einen Platz 20 Bewerber.

Bis 2003 hatte die EH eine Außenstelle in Reutlingen, die damals aufgelöst wurde, um alle Kräfte in Ludwigsburg zu bündeln. Dass jetzt erneut über einen Ableger nachgedacht wird, ist auf die enorme Nachfrage zurückzuführen. „Alle Berechnungen gehen davon aus, dass wir bis weit über das Jahr 2020 mit steigenden Studentenzahlen rechnen können“, sagt Norbert Collmar, der Rektor der EH.

Nord-Württemberg ist für die Hochschule interessant, weil dort keine vergleichbaren Studienangebote vorhanden sind, aber mehrere Fachschulen für Sozial- und Gesundheitsberufe sowie diakonische Einrichtungen. „Das bietet uns gute Kooperationsmöglichkeiten“, sagt Collmar und betont, dass die Gründung einer Außenstelle nicht zu einer Verlagerung von Studienplätzen von Ludwigsburg nach Schwäbisch Hall führen werde. „Wir würden dort etwas Neues aufbauen.“

Selbst wenn die EH in Schwäbisch Hall keine Miete zahlen müsste, würde ein einzelner Bachelorstudienplatz pro Jahr rund 5000 Euro kosten. „Die Grundbedingung ist daher eine langfristige Finanzierungszusage“, sagt Norbert Collmar.

Der Bund ringt noch um die Hochschulfinanzierung

Das Wissenschaftsministerium hat indes erklärt, dass das Land keinen Spielraum habe, ein solches Vorhaben mit den aktuell vorhandenen Mitteln zu realisieren. Entscheidend sei daher, wie viel Geld der Bund künftig zur Verfügung stelle.

Um diese Frage wird in Berlin heftig gerungen – und nicht nur in Stuttgart, auch in Ludwigsburg hofft man, dass sich die Regierung möglichst bald zu einer soliden Finanzierung der Hochschulen durchringt. Der Ableger in Schwäbisch Hall könne schon zum Wintersemester 2015 in Betrieb gehen, sagt Collmar. „Wenn jetzt zügig Entscheidungen getroffen werden.“