Die evangelische Gemeinde will sich von vier Immobilien trennen, um einen Neubau zu finanzieren.

Stuttgart-Feuerbach - Der Gemeinderat der evangelischen Kirche in Feuerbach hat nun Nägel mit Köpfen gemacht. Die Mitglieder des Gremiums haben mit großer Mehrheit beschlossen, die Föhrichkirche samt Gemeindehaus, die Räume im Burgenlandzentrum und zwei Mietshäuser zu verkaufen. „Wir reduzieren die Fläche unseres Immobilienbestandes um rund die Hälfte“, sagte die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Karen Wittmershaus. „Durch die abnehmende Zahl der Gemeindeglieder, die Reduzierung der Pfarrstellen sowie einen Sanierungsstau in Höhe von etwa fünf Millionen Euro ist dieser Schritt notwendig geworden.“

 

Die Entscheidung sei dem Gremium nicht leicht gefallen, betont Wittmershaus. Natürlich haben auch wirtschaftliche Zwänge den Ausschlag gegeben. „Wir sind uns allerdings unserer Verantwortung bewusst. Beim Verkauf der Flächen und Gebäude werden auf jeden Fall soziale Kriterien mit berücksichtigt.“ Die Räume seien teilweise jetzt schon an soziale Einrichtungen wie den Kindergarten Pusteblume oder das Bhz (ehemals Behindertenzentrum) vermietet. Daran sehe man, dass „wo wir etwas aufgeben, auch etwas Neues entstehen kann“. Alle betroffenen Mieter seien informiert. Das gelte für die etwa zehn Mietparteien, die in den beiden Häusern wohnen und für die Einrichtungen, die Räume an den Kirchenstandorten gepachtet haben. „Die bestehenden Verträge haben auch nach dem Verkauf ihre Gültigkeit“, erklärt Pfarrer Hartmut Zweigle. Das Bhz habe einen Zehn-Jahres-Vertrag mit der zweimaligen Option um jeweils fünf Jahre zu verlängern. Bis 2033 könne die diakonische Einrichtung somit laut Kirchenpfleger Ralph Hägele im Burgenlandzentrum bleiben. Die rund 100 angrenzenden Quadratmeter des Sakralraumes der Lutherkirche wären frei. „Wir hoffen aber, dass wir einen Käufer finden, von dem wir zumindest für eine gewisse Zeit den Sakralraum zurückmieten können“, sagte Zweigle.

Der Neubau an der Stadtkirche kostet rund 3,3 Millionen Euro

Auch am Standort Föhrichkirche soll das Gotteshaus – wenn irgendwie möglich – erhalten bleiben. „Wir sind zuversichtlich, dass wir einen geeigneten Käufer finden“, sagte Wittmershaus. „Wenn es mit dem Erhalt nicht klappen sollte, müssen wir das noch einmal im Kirchengemeinderat diskutieren.“ Derzeit hat die russisch-orthodoxe Kirche das Gotteshaus an der Steigerwaldstraße angemietet – bis 2021, meinte Hägele. Im Gemeindehaus ist der Kindergarten Pusteblume beheimatet, der dort laut dem Kirchenpfleger bis 2032 unterkommen könnte. „Natürlich wird der Verkauf der Immobilien dadurch nicht leichter“, sagte Zweigle.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Gebäude hat die evangelische Kirche Großes vor. „Wir wollen das bisherige, stark sanierungsbedürftige Gemeindehaus an der Stadtkirche durch einen Neubau ersetzen“, sagte die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats. „An diesem Standort soll künftig ein Großteil des Gemeindelebens stattfinden.“ Rund 3,3 Millionen Euro kostet der Neubau, heißt es in einer Machbarkeitsstudie. Hägele rechnet mit Zuschüssen in Höhe von etwa 800 000 Euro. „Wir müssen also circa 2,5 Millionen Euro selber aufbringen.“ 500 000 Euro sollen durch Spenden und Aktionen eingenommen werden. Bleibt ein offener Betrag von zwei Millionen Euro.

„Wir wissen noch nicht, wie viel Geld unsere Immobilien Wert sind. Es gibt keine genauen Summen und auch noch keine Käufer“, betonte Zweigle. Einen Antrag an die Landeskirche, um einen Zuschuss für den Neubau zu bekommen, habe man aber nun schon gestellt, sagte Hägele. „Anfang 2019 werden wir wohl eine Antwort bekommen.“ Doch selbst, wenn die Zuschüsse gesichert sind, muss erst einmal genug Geld durch den Immobilienverkauf eingenommen worden sein, um in die weitere Planung einsteigen zu können. Die Hälfte der Investitionssumme müsse man zusammen haben, ehe man einen Architekten mit der konkreten Planung des Neubaus beauftragen könne, sagte Hägele. „Wir stehen noch am Anfang“, erklärte Zweigle.