Evangelische Pfarrer in Württemberg dürfen homosexuelle Paare segnen, aber nicht öffentlich - das heißt ohne Glockengeläut. Die Mehrheit der Dekane will, dass sich das ändert.

Ulm/Stuttgart - Evangelische Pfarrer sollen homosexuelle Paare auch in Württemberg öffentlich segnen dürfen - das fordern mehrere Dekane in einem Schreiben an den Landesbischof. „Ohne eine öffnende Regelung werden wir auf absehbare Zeit mit einer Fülle von schwerwiegenden Gewissenskonflikten in dieser Sache konfrontiert werden“, heißt es darin. Mindestens 40 von rund 50 Dekanen der evangelischen Landeskirche haben unterschrieben, wie die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz am Freitag sagte. Sie hat das Schreiben im Dezember zusammen mit Dekanen verfasst.

 

Darin heißt es weiter: „Die derzeitige Regelung lässt Gemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer keinen Raum für ihre Gewissensentscheidung, gleichgeschlechtliche Paare in einem Gottesdienst zu segnen.“ Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Württemberg und zwei andere Landeskirchen versagen öffentliche Segnung

Eine öffentliche Segnung homosexueller Paare ist in 3 von 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland nicht möglich: in Württemberg, Bayern und Schaumburg-Lippe in Niedersachsen. In Württemberg hatte die Synode, das Kirchenparlament, im Herbst einen Kompromiss-Vorschlag abgelehnt.

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Die größte Gruppe im württembergischen Kirchenparlament, der Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“, hielt eine Gleichstellung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare mit Amtshandlungen wie Taufe und Konfirmation für nicht akzeptabel. Die Debatte sei sehr emotional, schrieb der Leiter des Gesprächskreises, Dekan Ralf Albrecht, am Freitag in einer Stellungnahme. Er wolle Kirchengemeinden nicht mit der Entscheidung belasten, ob sie die öffentliche Segnung erlauben oder nicht.

Die Befürworter einer Erlaubnis zur Segnung wollen, dass die Landeskirche trotz der ablehnenden Entscheidung der Synode am Thema dranbleibt. Das Schreiben bestärke die Linie des Landesbischofs Frank Otfried July, der sich ebenfalls eine schnelle und gute Lösung wünsche, sagte der Sprecher der Landeskirche.