Kirchenkreissynode stimmt dem Pfarrplan nicht ohne Murren zu. Bis zum Jahr 2024 müssen 20 Pfarrstellen gestrichen werden.

Stuttgart - Am Ende gab es nur zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Die große Mehrheit der Kirchenkreissynode, in der Delegierte aus den vier Dekanaten sitzen, haben am Samstagvormittag im Hospitalhof für den Pfarrplan 2024 und damit die Streichung von rund 20 Stellen gestimmt.

 

Am Ende waren sich also fast alle einig, dass die Kürzungen notwendig sind. Die Idealisten, die Pessimisten und die Realisten einigten sich auf einen gemeinsamen Nenner. Weniger aus finanziellen Gründen, vielmehr aus Mangel an Pfarrern und Kirchenmitgliedern. Daher hob so mancher Synodale das rote Kärtchen zur Zustimmung des Pfarrplans ohne innere Überzeugung.

Die Sorge um die Zukunft der Ortskirche übermannte den einen oder anderen. Zum Beispiel den Sohn des langjährigen und hoch geschätzten Degerlocher Pfarrers Ernst Lind. Heiner Lind fürchtet als Kirchengemeinderat von Sonnenberg, dass durch das Streichkonzert und die geplanten Fusionen gewachsene Strukturen zerstört werden. Engagierte Ehrenamtliche, wie etwa Kirchengemeideräte könnten „durch Wegrationalisierung“ ganz von der Fahne gehen.

Lind treibt die Sorge vor dem Verlust der Heimat-Kirche um: „Der Kirchturm ist Identifikation für die Menschen.“

Pfarrer Schwarz übt Kritik

Hart ins Gericht mit dem Pfarrplan ging Hospitalkirchen-Pfarrer Eberhard Schwarz, der nur „mit Mühe“ zustimmte: „Das war ein Projekt mit dem Taschenrechner und weniger mit der Brille oder dem Fernglas.“ Gerade dem gesellschaftlichen Wandel in Stuttgart-Mitte werde dieser Plan nicht gerecht: „Es wurde rausgepresst, was geht – aber nicht weiter gedacht.“

Stadtdekan Sören Schwesig zeigte Verständnis für die Kritik, gab aber zu Bedenken, dass er nunmal „die böse Aufgabe hatte „unter Zeitdruck zu entscheiden“. Gleichwohl habe Schwesig vor allem die Zukunft im Blick, wie er in einem Grundsatzreferat belegte. Der Stadtdekan ist in seinen Überlegungen bereits beim Pfarrplan 2030. Er will die Stuttgarter Gemeinden in vier Distrikte bündeln und plant ebenso eine Reduzierung der Dekanate.

Dabei spielt immer wieder das Wort Spezialisierung eine große Rolle. Für Thomas Siegel, Kirchengemeinderat in Zuffenhausen, war das Wasser auf seine Mühlen. „Wir müssen das Bild des Pfarrers in Zukunft neu denken“, sagte er und griff damit den schon oft thematisierten Allround-Dilettantismus der Pfarrer auf, von denen erwartet wird, dass sie in vielen verschiedenen Feldern gleichzeitig beschlagen sind. Siegels Einwurf quittierte die Synode mit Zustimmung. Plötzlich war eine Einigkeit im Paul-Lechler-Saal, die Sören Schwesig sich generell wünscht: „Wir brauchen, um die Zukunft zu gestalten, ein Wir-Gefühl im evangelischen Kirchenkreis.“