SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin die aggressiven Töne von Donald Trump gegen Europa kritisiert. Derweil bekräftigte die Theologin Margot Käßmann ihre klare Haltung zur AfD.

Berlin - SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat den aggressiven Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Deutschland und Europa klar verurteilt und einen Bundestagswahlkampf ohne Populismus gefordert. Trumps Umgang mit demokratisch gewählten Bündnispartnern auf dem Nato-Gipfel in Brüssel sei nicht hinzunehmen, sagte Schulz am Freitag bei einer Kirchentagsdebatte im Berliner Dom. „Solch eine demütigende Behandlung ist zurückzuweisen, so etwas braucht man nicht zu akzeptieren.“

 

Mit seiner aggressiven Kritik hatte Trump in Brüssel am Donnerstag für einen Eklat gesorgt: Er warf der Mehrzahl der Nato-Mitgliedsstaaten unzureichendes militärisches Engagement vor. Die mangelnde Beteiligung vieler Staaten sei „nicht fair“ gegenüber den amerikanischen Steuerzahlern.

Schulz verurteilte auch die populistischen Methoden, mit denen Trump an die Macht gekommen sei. „Was in den Vereinigten Staaten im Wahlkampf passiert ist, darf uns in Deutschland nicht passieren“, sagte Schulz. Was geschehe, wenn Menschen mit solchen Methoden an die Macht gelangten, könne man seit Jahresbeginn in den USA beobachten. „Keine politische Kraft darf zu keiner Zeit falsche Nachrichten verbreiten“, betonte Schulz.

„Schulterschluss gegen Populismus“

Mit Blick auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf warb Schulz für einen Schulterschluss gegen Populismus. Pauschale Verurteilungen von „denen da oben“ und den Medien erodierten die Fundamente der Demokratie. „Wer gegen unsere Demokratie vorgeht, gegen den müssen wir vorgehen.“ Politik müsse sich um mehr Glaubwürdigkeit bemühen. Ansonsten führe fehlendes Vertrauen zu Misstrauen, Misstrauen zu Angst und die wiederum zu Hass, den Populisten instrumentalisieren könnten.

Die Theologin Margot Käßmann bekräftigte ihre Kritik an der AfD. Schulz äußerte sich auf einer Veranstaltung des Kirchentags im Berliner Dom über Glaubwürdigkeit in der pluralen Gesellschaft. Ob ein Satz glaubwürdig sei, hänge nicht nur davon ab, wie zuverlässig der Mensch sei, der ihn äußere. Die Frage sei auch, wie es um den Wahrheitsgehalt der Aussage stehe, sagte der SPD-Politiker. Zudem stelle sich die Frage: „Was ist mit dem Bauchgefühl, was ist mit den Zweifeln?“

Politiker haben Schulz zufolge eine besondere Beziehung zur Glaubwürdigkeit. „Wenn ich das Land verändern möchte, muss ich den Bürgern vortragen, was mir vorschwebt“, sagte Schulz. Wähler glaubten Politikern im „Idealfall“, dass diese ihr Programm auch umsetzten. Umfragen besagten aber „leider“, dass nur 15 Prozent der Menschen in Deutschland Politikern vertrauten, räumte er ein.

Schweigeminute für Flucht-Opfer

In einer Schweigeminute gedachten am Freitagmittag die Teilnehmer des Evangelischen Kirchentags jener tausenden Menschen, die in den vergangenen Jahren bei ihrer Flucht vor Krieg und Not ums Leben kamen. Dazu sollten um 12.00 Uhr alle Veranstaltungen unterbrochen werden. Käßmann äußerte unterdessen ihr Unverständnis darüber, „dass Christen die AfD wählen“. Die Herabsetzung von Menschen und den Rassismus in der AfD „halte ich für Christen für nicht akzeptabel“, sagte sie im Deutschlandfunk.

Migranten, die nach Deutschland kämen, hätten ein Recht darauf, dass sie hier „ein anständiges Asylverfahren bekommen“ und „mit Respekt und Würde behandelt werden“. Sie müssten Deutschkurse machen können, hier arbeiten dürfen und sich integrieren können. Die AfD hingegen stelle infrage, ob der Islam in Deutschland eine Rolle spielen dürfe, ob Menschen muslimischen Glaubens die gleichen Rechte hätten. „Das haben sie“, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und aktuelle Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum.

„Wir sind ein Land mit Religionsfreiheit.“ Beim Evangelischen Kirchentag in Berlin hatten am Donnerstag die Vorsitzende der Christen in der AfD, Anette Schultner, und der Berliner Landesbischof Markus Dröge auf einer Veranstaltung diskutiert. Dies hatte im Vorfeld Kritik ausgelöst. Die AfD-Politikerin wurde mehrfach mit Zwischenrufen aus dem Publikum bedacht.